Der gute Ruf im Web: Unliebsame Inhalte entfernen

Berlin (dpa/tmn) - Das Karnevalsfoto spät in der Nacht oder ein flacher Witz in einem Forum: Wer solche Inhalte im Internet speichert, bedenkt nicht immer die Konsequenzen. Sie zu löschen, ist nicht leicht - und auch Reputationsdienste halten selten, was sie versprechen.

Das Internet vergisst nichts. Ungezählte Wissensschätze sind dort gespeichert. Aber auch leidige Erinnerungen: Unangenehm werden die digitalen Fehltritte oft erst später, bei Bewerbungen oder im Beruf. Doch selbst dann sind sie nur schwer zu beseitigen.

Oft bleiben Daten, Bilder oder Kommentare nicht mehr nur auf der eigentlichen Webseite gespeichert, sondern sind auch über Suchmaschinen zu finden, erklärt Johannes Buchmann, Direktor des Center for Advanced Security Research (CASED) in Darmstadt. Selbst wenn eine Verleumdung oder Schmähung erfolgreich von einer Webseite entfernt würde, kann dies kopiert und an anderer Stelle im Netz erneut veröffentlicht werden.

Wer gegen unerwünschte Inhalte im Web vorgehen möchte, sollte sich zuerst an den Verursacher wenden, rät Holger Bleich von der Computerzeitschrift „c't“. Danach könne man den Betreiber der Plattform bitten, den Inhalt zu löschen.

„Falls die Gegenseite kein Einsehen zeigt, ist ein Gang zum versierten Rechtsanwalt unvermeidlich“, sagt Bleich. Auch eine Gegendarstellung im Forum ist Buchmann zufolge sinnvoll. Fotos im Sozialen Netzwerk kann man zudem per Mausklick „melden“.

Hilfe bieten auch Behörden. Beim Thema Jugendschutz etwa die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia, die auch mit den Landesmedienanstalten zusammenarbeitet, oder die in Kooperation mit dem Verband deutscher Internetwirtschaft (eco) geführte Internet-Beschwerdestelle für die Meldung illegaler Webinhalte.

Bei der Löschung oder Berichtigung helfen außerdem die Datenaufsichtsbehörden im jeweiligen Bundesland - etwa dann, wenn personenbezogene Daten wie Adresse oder Kontonummer ohne Einverständnis ins Netz gestellt werden. „Wir fordern Unternehmen oder Webseiten-Betreiber schriftlich auf, der Löschung nachzukommen“, erklärt Nils Schröder vom Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit in Nordrhein-Westfalen. Wird dem nicht entsprochen, seien auch Bußgelder zur Durchsetzung möglich.

Unter dem Stichwort „Reputation Management“ versprechen darüber hinaus oft kostenpflichtige Dienste, das Online-Image des Auftraggebers zu überwachen und negative Inhalte per Löschauftrag aus dem Web zu tilgen. Die Anbieter liefern jedoch kaum mehr Informationen als die eigene Recherche in gängigen Suchmaschinen, wie ein Praxistest der „c't“ ergab.

Netznutzer sollten stattdessen lieber selbst nach Informationen suchen, rät Holger Bleich. Es gebe rechtlichen Spielraum, selbst Inhalte aus dem Netz entfernen zu lassen.

Die Software x-pire versieht Bilder mit einem digitalen Verfallsdatum, so dass sie zu einem gewünschten Zeitpunkt aus dem Web verschwinden. Die Fotos werden beim Hochladen ins Internet verschlüsselt, der zum Lesen notwendige Schlüssel dabei auf mehreren Servern abgelegt, erklärt der Entwickler Michael Backes, Professor für Informationssicherheit und Kryptologie an der Universität des Saarlandes. Sobald das Verfallsdatum erreicht sei, werde der Schlüssel gelöscht.

Allerdings ist dies auch kein hundertprozentiger Schutz - schließlich lässt sich das Bild während der Dauer der Sichtbarkeit als Screenshot vervielfältigen. Einen „digitalen Radiergummi“, der unverschlüsselte und im Netz verbreitete Daten auf Knopfdruck löscht, werde es in absehbarer Zeit nicht geben, sagt Henning Kagermann, Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech).

Literatur:

Mayer-Schönberger, Viktor: Delete: Die Tugend des Vergessens in digitalen Zeiten, Berlin University Press, 264 Seiten, 24,90 Euro, ISBN-13: 978-3940432902

Eck, Klaus: Karrierefalle Internet: Managen Sie Ihre Online-Reputation, bevor es andere tun!, Carl Hanser Verlag, 264 Seiten, 19,90 Euro, ISBN-13: 978-3446416284