Es muss kein Senioren-System sein - PCs für Ältere
Berlin (dpa/tmn) - Ältere PC-Anwender wollen einen leicht bedienbaren Rechner und die Darstellung auf dem Display darf nicht zu klein sein. Spezielle PCs mit Senioren-Betriebssystem scheinen die Lösung.
Doch bei genauer Betrachtung ist ein normales System geeigneter.
Während es längst eine Vielzahl an Handys für Senioren gibt, muss man auf diese Zielgruppe zugeschnittene Angebote im Desktop- und Notebook-Bereich mit der Lupe suchen. Und wenn Anwender einmal solche Geräte finden, sind diese in den meisten Fällen schlechter ausgestattet als normale PCs, dafür aber teurer und auch nicht unbedingt einfacher oder besser zu bedienen. Eigentlich können Senioren besser mit normalen PCs und einem für ihre Zwecke optimierten Betriebssystem arbeiten, sagen Experten.
„Über das Center für erleichterte Bedienung können zahlreiche Einstellungen angepasst werden, die besonders älteren Anwendern den Umgang mit Windows vereinfachen“, erklärt Silvia Hasselbach, Fachlektorin bei Microsoft Press. Windows 7 lässt sich zum Beispiel auch ohne Zusatzprogramme brauchbar per Touchscreen bedienen, beim künftigen Windows 8 wird das voraussichtlich noch besser funktionieren. Zudem kann jeder PC durch das Einstellen einer größeren Schriftart und größerer Symbole seniorengerechter gemacht werden. Außerdem bringt Windows eine Bildschirmlupe mit, die ältere Menschen nutzen können, um Teile des Desktops zu vergrößern.
Es gibt auch spezielle, auf Senioren zugeschnittene Software oder Bündel aus Rechner und Software, die gekauft oder gemietet werden können. Oft sind die Oberflächen mit besonders großen Symbolen für die Touchscreen-Bedienung optimiert. Doch Experten bewerten die Angebote kritisch. „Was ich an solchen Oberflächen gesehen habe, finde ich überholt, nicht überzeugend und zudem viel zu teuer“, sagt zum Beispiel Klaus Länger vom „PC Magazin“. „Besser ist es, sich bei den Volkshochschulen zu erkundigen, ob es dort Kurse für Senioren gibt, die beim Umgang mit Standardsoftware helfen.“
Was aktuelle Rechner angeht, so sollten Senioren bei Notebooks Wert auf ein Keyboard mit großen Tasten und auf eine nicht zu hohe Display-Auflösung legen. Sonst ist die Darstellung von Bedienelementen wie Buttons oder Icons auf dem Desktop schnell recht klein. Die bei günstigen 15,6-Zoll-Notebooks übliche Auflösung von 1366 mal 768 Bildpunkten oder die Auflösung von 1600 mal 900 Pixeln bei 17-Zöllern sind vollkommen ausreichend.
Grundsätzlich können Senioren vorbehaltlos günstige PCs oder Notebooks auswählen, weil sie in aller Regel weniger Wert auf eine hohe 3D-Performance oder schnelle Prozessoren oder Grafikkarten legen. „Ich würde hier aber zum Kauf bei einem Fachhändler raten“, sagt Klaus Länger. Dort dürften Beratung und Support in der Regel besser sein als bei Online-Händlern.
Eine Alternative können auch die per Touchscreen bedienbaren Tablet-PCs sein, darunter das vergleichsweise leicht nutzbare iPad. Doch weder bei ihm noch bei der Android-Konkurrenz lassen sich Geräte wie Drucker und Scanner direkt anschließen. Dafür eignen sich Tablets perfekt zum Surfen im Internet und lassen sich leicht überall hin mitnehmen. Bei regulären PCs sind Touchscreens besonders häufig in handlichen All-in-one-Geräten anzutreffen, die die gesamte Technik im Display beherbergen. Vor dem Kauf eines neuen Rechners und des entsprechenden Betriebssystems sollten Senioren daher vorher genau überlegen, wofür sie das Gerät genau nutzen wollen.
Um den Umgang mit dem Rechner zu erlernen oder zu trainieren, kann man auch auf spezielle Senioren-Lehrbücher zurückgreifen. Vor dem Kauf sollte man aber prüfen, ob Aufbau und Sprache den eigenen Vorstellungen entsprechen. Nils Rättig, Redakteur bei der Zeitschrift „PC Praxis“ gibt zu bedenken: „Um Menschen, die sich mit PCs nicht auskennen, an diese Materie heranzuführen, wird letztlich keine noch so einfach zu bedienende Hard- oder Software das Know-how eines versierten Ansprechpartners vollständig ersetzen können.“