Expertin: Mehr Frauen in der Informatik würden allen gut tun
Berlin (dpa) - Die Männerdominanz in der Computerbranche kann zu einer einseitigen Gestaltung der digitalen Lebenswelten führen: „Das sehen Sie etwa bei der Steuerung von Handys und Telefonanlagen“, sagte Professorin Barbara Schwarze in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
So werde bei der Software-Entwicklung für technische Geräte oft zu wenig überlegt, wie Verbraucher mit der Benutzerführung zurechtkämen. „Es würde unserer digitalen Lebensumwelt gut tun, wenn mehr Frauen daran mitwirken würden“, sagte Schwarze anlässlich des Internationalen Frauentages. Die Informatikerin an der Universität Osnabrück engagiert sich auch beim Nationalen Pakt für Frauen in Mint-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik), einer Initiative des Bundesbildungsministeriums. „Wir müssen da mehr Vielfalt haben.“
Aufgrund gesellschaftlicher Prägungen und geschlechtsspezifischer Erziehungsstile gebe es vielfach unterschiedliche Herangehensweisen an ein IT-Projekt, erklärte Schwarze. Frauen hätten seltener als Männer die Haltung, schon von vornherein zu wissen, wie eine Aufgabe zu lösen sei. „Wenn wir in einer Arbeitsgruppe zu 85 Prozent junge technikbegeisterte Männer haben, kann das nicht gut sein.“ Es sei sinnvoll, auch die Erfahrung von Frauen und Älteren einzubeziehen.
Bei den Erstsemestern in der Informatik haben Frauen nach jüngsten Zahlen einen Anteil von 19,2 Prozent. „Das Interesse wächst“, sagte Schwarze. An der Schule gebe es für junge Frauen aber oft nicht die Möglichkeit, eine Perspektive für ein Informatikstudium zu entwickeln. Dies könnte durch gezielte Wahlpflichtangebote verbessert werden, die auch einen Einblick in die Berufspraxis bieten sollten.
„Wir brauchen eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Schulen, Unternehmen und Hochschulen, um das erlebbar zu machen“, forderte die Professorin. Oft werde diese Berufswahl zu einseitig in einer „Hardcore-Programmierung“ von Software gesehen. Dabei gebe es in den IT-Berufen „eine unglaublich große Vielfalt von Tätigkeiten“. Schließlich gehe es dabei auch um die Gestaltung der Zukunft von Arbeitsplätzen und der gesellschaftlichen Entwicklung überhaupt. Dies müsse mehr als bisher auch schon zu Beginn der Informatik-Studiengänge vermittelt werden, empfahl die Professorin.