Expertin: Netz treibt „Revolution“ im stationären Handel an

Berlin (dpa) - Die nächste Welle der Digitalisierung erfasst den stationären Handel, der nach Einschätzung von Experten einer seiner größten Herausforderungen seit zwanzig Jahren gegenübersteht.

Doch das große „Schreckgespenst Online-Handel“ gebe es für den Handel eigentlich gar nicht, sagte Franziska von Lewinski von der Agentur Interone auf der Netz-Konferenz Next11 in Berlin der dpa am Dienstag. Eine Verdrängung finde nicht statt. Vielmehr würden sich Online- und Offline-Angebote künftig viel intensiver verzahnen.

Die wachsende Nutzung von Smartphones und Touchscreens werde den Handel künftig revolutionieren, sagt Lewinski. Doch auch heute bestellten Kunden längst nicht alles im Netz. Die Bedeutung des Online-Handels variiert je nach Produktgruppe. Insgesamt werden nach Angaben von Interone auch heute lediglich 4,7 Prozent des Umsatzvolumens des deutschen Einzelhandels im Internet erwirtschaftet. Zusätzliche Angebote und kreative neue Informationsmöglichkeiten im Netz würden aber auch für den stationären Handel immer wichtiger.

Eine vergleichende Studie habe zwei große Trends aufgezeigt, sagte von Lewinski. Viele Kunden würden etwas im Laden sehen, es dann aber online bestellen. Gleichzeitig orientieren sich viele Kunden bei einem Kauf aber auch zunächst im Internet, kaufen das Produkt dann schließlich aber im Laden. Eine der großen Stärken des stationären Handels liege darin, dass er eine intensive Beratung bieten kann und die Produkte unmittelbar verfügbar sind. 56 bis 80 Prozent der Käufer würden sich auch heute noch im Laden beraten lassen.

Am stärksten habe sich der Online-Handel in der Telekom-Branche durchgesetzt. Jeder zweite Kunde schließe hier online seine Verträge ab. Mode und Unterhaltungselektronik werde knapp je zur Hälfte online und offline gekauft. Lebensmittel und Baumarktartikel würden derzeit noch am meisten offline gekauft. Hier würden aber kreative Verkaufs- und Beratungskonzepte im Netz ganz neue Möglichkeiten eröffnen, sagte Lewinski.

Die Agentur hat eine vergleichende Studie für die Produktgruppen Mode, Unterhaltungselektronik, Telekommunikation, Lebensmittel und Baumarkt-Artikel erstellt und dafür 2500 Menschen im Alter zwischen 18 und 60 befragt.