Facebook-Klicks sagen Eigenschaften voraus
Washington (dpa) - Schwul oder hetero, Christ oder Moslem, konservativ oder liberal - das will nicht jeder über sich verraten. Doch es lässt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit aus den „Gefällt mir“-Klicks schlussfolgern, die Menschen im sozialen Netzwerk Facebook verteilen.
Das fanden britische Forscher bei einer Untersuchung von 58 000 Facebook-Nutzern in den USA heraus. Mit einer Computeranalyse der „Likes“ lassen sich Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, sexuelle Orientierung und politische Einstellung der Nutzer erstaunlich genau vorhersagen, berichten die Sozialwissenschaftler in den „Proceedings“ der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften.
Bei der Unterscheidung von Weißen und Afro-Amerikanern lagen sie zu 95 Prozent richtig, Männer und Frauen konnten sie zu 93 Prozent korrekt zuordnen. Sie folgern, „dass sich die Nutzungsmuster im Netz zwischen diesen Gruppen deutlich genug unterscheiden, um eine fast perfekte Zuordnung vorzunehmen“.
Das gilt auch für möglicherweise sensible Informationen. Die Vorhersage, ob ein Mann homo- oder heterosexuell ist, stimmte in 88 Prozent der Fälle. Bei Frauen war die Aussage mit 75 Prozent weniger genau. Für die Untersuchung werteten Michal Kosinski von der Universität Cambridge (Großbritannien) und Kollegen die „Likes“ der Studien-Teilnehmer aus und verglichen sie mit Antworten in Fragebögen. Teilweise verließen sie sich zur Überprüfung ihrer Voraussagen auch auf Informationen, die die Menschen selbst in ihren Facebook-Profilen hinterlegt hatten. Dort können Nutzer unter Anderem angeben, ob sie „interessiert an“ Männern oder Frauen sind.
Die Forscher stießen dabei auf interessante Zusammenhänge. So sei ein „Like“ für die US-Satiresendung „Colbert Report“ ein guter Indikator für hohe Intelligenz. Ein Daumen hoch für „Harley Davidson“ deutet auf das Gegenteil hin. Wer bei der Hip-Hop-Gruppe vom „Wu-Tang Clan“ auf „Like“ klickt, ist wahrscheinlich heterosexuell. Ein „Like“ für die Schwulenrechte-Kampagne „No H8“ (für „No Hate“, also „kein Hass“) deutet auf Homosexualität hin. Doch nur fünf Prozent der Nutzer, die die Forscher als schwul einstuften, hatten bei einer solchen Seite „Gefällt mir“ geklickt.
Werbetreibende, Behörden oder die eigenen Facebook-Freunde könnten mit Hilfe von Computerprogrammen Informationen herausfinden, die der Einzelne nicht habe teilen wollen, warnen die Forscher. „Mit der immer weiter wachsenden Anzahl digitaler Spuren wird es schwierig für Menschen, zu kontrollieren, welche ihrer Einstellungen offen gelegt werden“, schreiben sie. Soziale Netzwerke sollten auf Transparenz achten und Nutzern Kontrollmöglichkeiten bieten.