Frauen werben für Aufbruch in die digitale Welt

München (dpa) - Die Zukunft der Arbeit soll Frauen gleichberechtigt in Führungspositionen bringen und die Kluft zwischen Beruf und Familie überbrücken: Mit dieser Botschaft begann am Mittwoch eine zweitägige Internet-Konferenz in München.

Dabei rief Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) dazu auf, die Chancen einer sich in die „Cloud“ verlagernden Arbeitswelt zu nutzen, warnte zugleich aber auch vor Risiken einer nur noch über das Internet organisierten Berufsausübung.

Vor allem Frauen ergäben sich Chancen, wenn sie flexibel entscheiden könnten, wann und wo sie arbeiten wollten, sagte von der Leyen auf der Konferenz DLDwomen. Nicht mehr „Netzwerke alter Jungs“, sondern allein die Ergebnisse der Arbeit würden dann über Erfolg und Karriere entscheiden. In der Zwischenzeit sei aber weiter eine Quotenregelung für Frauen in Führungspositionen sinnvoll. Der Zwang zur Entscheidung zwischen Karriere und Familie müsse künftig hinfällig sein, forderte die Ministerin: „Wir wollen Bosse sein und wir wollen Babys haben!“

Von der Leyen entwarf das Szenario einer Arbeitswelt des Jahres 2020, die ganz von der „Cloud“, also Anwendungen aus dem Internet, geprägt ist. In dieser Welt von „Klick-Arbeitern“ werde es keine Rolle mehr spielen, ob jemand festangestellt oder nur zeitweise für ein Unternehmen tätig sei. Es werde künftig eine „virtuelle Belegschaft“ geben, einen weltweit verfügbaren Pool von Talenten. Dies bedeute enorme Kosteneinsparungen für Unternehmen, gehe aber auch mit Nachteilen einher: „Cloud-Arbeiter stehen ständig im Wettbewerb miteinander und unter dem ständigen Druck, sich immer wieder neu bewerben zu müssen.“

Die Möglichkeit, künftig verstärkt von der eigenen Wohnung aus zu arbeiten, werde die Firmenkultur in Europa verändern, sagte der Vorstandschef von Telefónica Deutschland, René Schuster. Den rund 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Konferenz riet er, sich nicht von der digitalen Technik terrorisieren zu lassen. So solle man auch ruhig einmal das Smartphone ausgeschaltet lassen und E-Mails ungelesen löschen - was wirklich wichtig sei, werde bestimmt noch einmal geschickt.

Bettina Orlopp von der Unternehmensberatung McKinsey sagte, Unternehmen seien erfolgreicher, wenn Frauen und Männer gemeinsam in einem Team zusammenarbeiten könnten. In den Vorstandsetagen wie auch im mittleren Management seien Frauen aber nach wie vor unterrepräsentiert. Ihr Anteil bei den Vorstandsvorsitzenden in Europa liege gerade einmal bei zwei Prozent.

Sie erwarte, dass künftig alle Unternehmen Programme für Diversität, also für eine verstärkte Einbeziehung von Frauen, starten würden - „sonst werden sie Probleme bei Neueinstellungen bekommen“.