Freifunker: WLAN für ganze Städte nie kostendeckend
Berlin (dpa) - Auch im digitalen Zeitalter gibt es in keiner deutschen Stadt flächendeckendes WLAN. Selbst in Berlin scheitert das drahtlose Internet seit Jahren immer wieder an den Kosten, sagt ein Freifunker.
„Geld könnte man damit nur verdienen, wenn man Rosinenpickerei betreibt und die am häufigsten besuchten Plätze bespielt und den Rest nicht“, sagt der Berliner Abgeordnete der Piratenpartei und Freifunker Alexander Morlang. Die Freifunk-Community hat es sich zum Ziel gesetzt, eine frei zugängliche Netz-Infrastruktur von Freiwilligen zu schaffen.
Ein flächendeckendes Netz müsste aus einem sehr dichten Netz von Sendeanlangen bestehen, da WLAN-Router nur schwache Wellen aussenden, die Wände kaum durchdringen können. Handy-Wellen seien viel stärker und bräuchten weniger Masten, sagt der gelernte Systemadministrator Morlang. Die Freifunker schätzen, dass in Berlin etwa hundert Anlagen pro Quadratkilometer nötig wären.
Überall auf der Welt seien in den vergangenen Jahren Versuche von stadtweitem WLAN gescheitert, wenn die lokale Politik mit Privatfirmen zusammenarbeitete, sagt Morlang, der auch Mitglied im Chaos Computer Club (CCC) ist. „Es gibt nur wenige erfolgreiche Beispiele wie etwa Googles voll finanziertes Pilotprojekt in Kalifornien.“
Funktionieren würde außerdem ein Modell in der englischen Stadt Bristol, wo die Stadt mit den Freifunk-Initiativen kooperiert. Dort werden neben den städtischen Antennen auch die Router von Privatpersonen mit benutzt und so ein dichtes Netz ermöglicht. „Auch in Berlin könnte man so nicht nur an öffentlichen Plätzen WLAN bekommen, sondern auch dort, wo wir es wirklich brauchen: Wo die sozial Schwachen wohnen“, sagt Morlang.
„Wenn wir in Deutschland die digitale Spaltung überwinden wollen, dann brauchen wir Internet auch in diesen Bezirken“, meint der 38-Jährige. Kinder ohne Internetanschluss seien heute sozial ausgegrenzt. Für die Internetanbieter hingegen sei ein solches WLAN wegen der geringeren Bandbreite keine Konkurrenz. „Es geht um eine Grundversorgung, die gut ist für Wikipedia. Aber die reicht nicht zum Zocken.“