Google investiert 150 Millionen in Journalismus in Europa
Berlin (dpa) - Google nimmt 150 Millionen Euro in die Hand, um das angespannte Verhältnis zur europäischen Verlagsbranche zu verbessern - und findet Unterstützung bei renommierten Zeitungen.
Das Geld soll in den kommenden drei Jahren zur Förderung des digitalen Journalismus fließen. In einer gemeinsamen Arbeitsgruppe will Google dabei direkt mit Medienmachern sprechen. Deren Bedenken könnten auch dazu führen, dass der Internet-Konzern eigene Produkte wie das Portal Google News verändert.
Die Kooperation läuft unter dem Namen „Digital News Initiative“, Initiative für digitale Nachrichten. Zum Start sind acht angesehene Medien beteiligt, darunter die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und die „Zeit“ aus Deutschland sowie die britische Zeitung „Guardian“. Weitere Teilnehmer sind die Schwergewichte „Financial Times“, „El País“, „Les Echo“, „La Stampa“ und der Verlag NRC Media aus den Niederlanden. Drei internationale Journalisten-Vereinigungen sind ebenfalls dabei.
Die Initiative soll für andere Medien offen sein. Für den Innovationsfonds könne sich jeder bewerben, hieß es, auch reine Online-Medien oder Startups. Auf die Frage, ob es Google nur darum gehe, die Medien digital fit zu machen, oder ob das Unternehmen bereit sei, seine eigenen Dienste zu verändern, sagte der zuständige Manager: „Es geht um beides.“ Google könne mehr für die Medien tun, führte Carlo D'Asaro Biondo in einem Interview der „Financial Times“ weiter aus.
Google und europäische Verlage beäugten sich bisher eher kritisch. In mehreren europäischen Ländern gibt es Streit um die Darstellung von Verlagsinhalten bei Google News und der Google-Suche. In Deutschland ringt eine Vielzahl von Verlagen darum, ob Google ihnen Geld bezahlen muss, wenn kleine Fragmente („Snippets“) ihrer Artikel in der Nachrichten-Suchmaschine Google News anzeigt werden. Die „FAZ“ und die „Zeit“ beteiligen sich nicht an der VG Media, die Forderungen gegenüber Google geltend macht.
Beim Medienkonzern Axel Springer, der Google seit Jahren unfairen Wettbewerb vorwirft, hieß es lediglich, Förderung von Innovationen sei grundsätzlich begrüßenswert. Man habe aber „noch keine abgeschlossene Bewertung“ der angekündigten Initiative vorgenommen, erklärte eine Sprecherin.
Die „Zeit“ erhofft sich einen engeren Austausch mit dem Internetunternehmen über die Auswirkungen der Digitalisierung. „Die Digital News Initiative kann eine gute Plattform sein, um auf europäischer Ebene in einen Dialog zu treten und Google die europäischen Interessen zu vermitteln“, erklärte Geschäftsführer Rainer Esser. Tony Danker vom „Guardian“ sagte, er hoffe, dass die Diskussionen in Europa auch zum Google-Hauptquartier in Kalifornien durchdringen werden. Maßstab für den Erfolg sei, ob es tatsächliche Veränderungen gebe, um Journalismus im digitalen Zeitalter zu unterstützen, erklärte Danker, der internationale Geschäftsführer des „Guardian“.
Google war um versöhnliche Töne bemüht. Es gebe verständliche Diskussionen darüber, wie hochwertiger Journalismus im digitalen Zeitalter weitergeführt werden könne, erklärte Carlo D'Asaro Biondo. „Google wird Hand in Hand mit Verlegern und Organisationen arbeiten, um zu helfen, nachhaltigere Modelle für Nachrichten zu entwickeln.“
Dazu soll die gemeinsame Arbeitsgruppe dienen, der zu Anfang die acht Gründungsmitglieder der Initiative angehören. Sie wollen sich mit Google darüber austauschen, wie Bedürfnisse von Verlegern stärker in den Produkten des Internet-Konzerns berücksichtigt werden können. Zudem soll es Weiterbildungen für Journalisten geben.
Ein ähnliches Programm zur Finanzierung von Innovation im Journalismus legte Google bereits in Frankreich auf. Dort stellte der US-Konzern 60 Millionen Euro bereit. Sie sollen unabhängig von der europaweiten Initiative weiterhin ausgezahlt werden.