Google: Keine Einschränkungen für offenes Android
Barcelona (dpa) - Google plant keine Einschränkungen für den Einsatz seines offenen Betriebssystems Android, auch wenn diverse Hersteller dabei auf Dienste des Internet-Konzern verzichten.
„Man kann Android auch ohne Google nutzen. Und wir haben nicht vor, daran etwas zu ändern“, sagte der zuständige Manager Sundar Pichai am Mittwoch auf dem Mobile World Congress in Barcelona.
Zuletzt hatte Nokia am Montag günstige Smartphones vorgestellt, die auf Basis der offenen Variante von Android laufen und ohne Google-Dienste für Karten, E-Mail oder Apps auskommen. Stattdessen sind entsprechende Angebote von Nokia und dem Google-Erzrivalen Microsoft eingebunden.
Zuvor hatte bereits der Online-Händler Amazon eine eigene Android-Version für seine Kindle-Tablets entwickelt. Und in China werden viele billige Smartphones ohne Google verkauft.
Google setze darauf, dass Menschen nicht auf Dienste des Konzerns verzichten wollen, sagte Pichai. „Nach unserer Einschätzung möchten die Menschen Google-Services wie E-Mail, Suche oder Karten nutzen“, betonte er.
„Wir wollen gewinnen, indem wir die besten Produkte anbieten.“ Für Google sei es allerdings wichtig, dass Nokia den App-Entwicklern eine konkurrenzfähige Plattform biete, damit das gesamte Android-Ökosystem stark bleibe.
Die Entscheidung von Samsung, bei der neun Generation der Computeruhr Galaxy Gear auf Android zugunsten des eigenen Systems Tizen zu verzichten, sollte nicht überbewertet werden, sagte Pichai. „Wir sind zwei große Unternehmen, die bei hunderten Projekten eng zusammenarbeiten. Und hier geht es nur um ein Gerät.“
Zudem spielten die Tizen-Uhren gut mit Android-Handys zusammen. An der langfristigen Partnerschaft mit Samsung ändere sich nichts: „Auch das Galaxy S6 wird mit Android laufen.“ Samsung hatte in Barcelona sein neues Spitzen-Smartphone Galaxy S5 vorgestellt.
Schon seit längerer Zeit wird darüber spekuliert, ob Samsung seine dominierende Position im Smartphone-Markt dafür nutzen könnte, sich stärker von Google zu lösen. Das Tizen-System, mit dem auch Smartphones laufen sollen, gilt als mögliche Plattform dafür. Vor einem Jahr hatte Pichais Vorgänger Andy Rubin Samsung in Barcelona vor einem Alleingang gewarnt. Vor kurzem schlossen die Unternehmen eine weitreichende Patent-Allianz.
Mit Android liefen rund 80 Prozent der im vergangenen Jahr abgesetzten Handys. Von Samsung kam dabei rund jedes dritte weltweit verkaufte Computer-Telefon.
Google will auch verstärkt dafür Sorgen, dass die Nutzer auf Android-Smartphones verschiedener Hersteller eine ähnliche Bedienung erwarten können. Zugleich sollen aber auch die Möglichkeiten zur Anpassung der Software erhalten bleiben. „Es ist ein Spagat“, räumte Google-Manager Hiroshi Lockheimer ein. In der Vergangenheit gingen die Benutzeroberflächen auf Android-Geräten verschiedener Anbieter zum Teil wild durcheinander.
Android und das Computer-System Chrome werden weiterhin separate Projekte bleiben, sagte Pichai, der für beide Bereiche zuständig ist. Google werde abwägen, welches System für bestimmte Geräte und Nutzer sinnvoll sei und dafür sorgen, dass die Nutzer plattformübergreifend auf Dienste und Apps zugreifen können.