Google: Mit Android intelligentes Haus kontrollieren

San Francisco (dpa) - Die Bilanz des Android-Systems von Google für Smartphones und Tablet-Computer kann sich sehen lassen: Tag für Tag werden 400 000 neue Android-Geräte aktiviert. Deren Besitzer können inzwischen aus einem riesigen Angebot von 200 000 Anwendungen im Marketplace auswählen.

Beflügelt von diesem Erfolg will Google nun sein Android-System allgegenwärtig machen. Lampen, Kühlschränke, Heizungen, Musikanlagen oder Wecker sollen künftig „smart“ und mit Hilfe von Android gesteuert werden.

Auf der Konferenz Google I/O in San Francisco kündigte Google-Produktmanager Hugo Barra die Entwicklungsumgebung „Android@Home“ an, quasi einen Technologie-Baukasten, mit dem Entwickler konkrete Anwendungen für ein „intelligentes Haus“ programmieren können. Das Android-Smartphone oder Tablet-Computer könnten damit zu einer Art Fernbedienung des „Smart Home“ werden, mit der Hausbesitzer etwa den Energieverbrauch in ihrem Haus aus der Ferne steuern oder die Alarmanlage kontrollieren können. „Das System könnte auch morgens im Schlafzimmer das Licht langsam hochdimmen und als Wecker die Lieblingsmusik abspielen“, malte Barra seine Vision aus.

Zukunftsszenarien eines „Smart Home“ existieren bereits seit einiger Zeit und wurden in der Vergangenheit insbesondere vom Google-Wettbewerber Microsoft vorangetrieben. Den Anbietern von Steuerungssystemen für das „intelligente Haus“ gelang es jedoch nicht, ihr Angebot aus einer Nische herauszuführen. Um die Entwicklung von innovativen Anwendungen zu fördern, stellte Google in San Francisco ein Referenzdesign einer preiswerten Hardware-Steuerungskomponente und die dazugehörigen Programmierschnittstellen (APIs) vor, die via Android angesprochen werden können.

„Android@Home“ ist Teil eines groß angelegten Masterplans von Google, um die Dienste des Suchmaschinengiganten im Alltag unverzichtbar zu machen, auch wenn es nicht um eine Suche im Internet geht. Da Unterhaltungsanwendungen für die Akzeptanz von IT-Systemen eine große Rolle spielen, legte Google hier im Wettbewerb mit Apple und Amazon nach und kündigte verschiedene Unterhaltungsdienste an. Mit dem Service „Music Beta by Google“ können Anwender ihre Musiksammlung (bis zu 20 000 Songs) in die „Internet-Wolke“ hochladen und dann auf beliebigen Android-Geräten abspielen. Außerdem steigt Google in den Video-Verleih ein und dehnt sein Blockbuster-Angebot auf YouTube auf die Mobilgeräte aus.

Anwender in Europa müssen allerdings noch auf diese Dienste warten, sie werden zunächst nur in den USA eingeführt. Aber auch in den Vereinigten Staaten sind Interessierte auf die Einladung eines Beta-Testers angewiesen, um beispielsweise „Music Beta“ ausprobieren zu können. Damit gewinnt Apple etwas Zeit, um zu seiner Entwicklerkonferenz WWDC im Juni 2011 den erwarteten Cloud-Service vorzustellen, der die bislang führende Musikplattform iTunes von Apple ergänzen soll.

Im Wettbewerb mit Apple, Microsoft, RIM und HP verzichtete Google auf der Entwicklerkonferenz auf weitere spektakuläre Ankündigungen. Der Internetkonzern will die kommenden Monate nutzen, das auseinanderdriftende Android-System mit seinen nach Süßigkeiten benannten Versionen wieder zusammenzuführen. Konkret heißt das: Die Android-Variante „Gingerbread“ für Smartphones und die Version „Honeycomb“ für Tablet Computer werden im vierten Quartal 2001 oder im kommenden Jahr durch die einheitliche Codebasis „Ice Cream Sandwich“ ersetzt.

Auf eine kleinere, aber interessante Neuerung müssen Besitzer eines Android-Tablets nicht so lange warten. Google stellte in San Francisco die Version 3.1 seines Android-Betriebssystem „Honeycomb“ vor, mit dem USB-Geräte wie Speicherkartenleser, Tastaturen oder ein Game-Controller an das Tablet angeschlossen werden können. Damit kann ein Android-Tablet durch das Einstöpseln eines USB-Geräts in einen Laptop oder in eine Spielekonsole verwandelt werden.

Nachlegen will Google bei der Nachrüstung von bereits verkauften Geräten. Zusammen mit Partner-Unternehmen wie HTC, LG, Motorola, Samsung und Sony Ericsson schloss Google eine Aktualisierungs-Allianz. Die Provider und Hardwarehersteller verpflichten sich dabei, ihre Android-Smartphones 18 Monate lang mit der jeweils aktuellen System-Version versorgen zu - zumindest, sofern die Hardware dies hergibt.