Hilfreich oder nicht? Software zur Steuererklärung
Berlin (dpa/tmn) - Was kann ich absetzen? Was muss ich wo eintragen? Muss ich nachzahlen? Solche Fragen stellen sich viele Steuerzahler Jahr für Jahr. Computerprogramme machen die Arbeit leichter. Doch die Software taugt nicht für jeden - und ist nicht immer fehlerfrei.
Eine Steuererklärung auf Papier hat für manchen Steuerzahler schon fast etwas Altmodisches. Denn längst nutzen viele Bürger das Elster-Formular der Finanzämter: herunterladen, ausfüllen, abschicken. Doch ein Formular bleibt ein Formular und damit kompliziert. Kostenpflichtige Computerprogramme sollen die Steuererklärung mit Tipps und Hilfen erleichtern. Zwischen 10 und 30 Euro werden dafür fällig.
Das Prinzip ist bei allen Anbietern gleich: Der Benutzer gibt seine persönlichen Daten an, trägt die Verdienste des vergangenen Jahres ein und dann alle entstandenen Kosten. Daraus erstellt die Software die Steuererklärung, die in der Regel bis zum 31. Mai an das Finanzamt übermittelt werden muss.
Wer zum ersten Mal solche Programme nutzt, sollte Zeit mitbringen, rät Isabel Klocke vom Bund der Steuerzahler in Berlin: „Man muss sich da reinfuchsen, das ist nicht in 30 Minuten gemacht.“ Der Vorteil: „Wenn ich im nächsten Jahr das Programm des gleichen Herstellers kaufe, kann ich meine persönlichen Daten aus dem Vorjahr übernehmen. Das spart Zeit.“ Nach Ansicht der Expertin eignet sich Steuersoftware vor allem für Angestellte, Beamte, Pensionäre und Rentner - also für Steuerzahler, bei denen die Berechnung nicht zu kompliziert ausfällt.
Steuersoftware ist für Laien besser geeignet als das Elster-Formular, findet Uwe Rauhöft vom Neuen Verband der Lohnsteuerhilfevereine (NVL): „Die Programme stellen Fragen im Interview-Stil, der Nutzer klickt sich durch.“ Elster könne zwar sehr komplexe Sachverhalte bearbeiten, leiste dabei aber keinerlei Hilfestellung.
Für das Benutzen der Software muss der Nutzer neben Zeit auch Interesse und ein gewisses Grundwissen über Steuern mitbringen, sagt Rauhöft: „Sonst ist das Risiko für eine Falscheingabe hoch. Dann habe ich womöglich einen echten Schaden, weil ich Steuerersparnisse verschenke.“
Aber rechnet die Software überhaupt genau? Die Zeitschrift „Computer Bild“ hat gängige Programme getestet, alle Kandidaten erhielten gute Noten. Bei der Berechnung von Sonderfällen gab es jedoch kleine Fehler. Der Testsieger „Steuersparerklärung 2012“ der Akademischen Arbeitsgemeinschaft (26 Euro) verrechnete sich zum Beispiel leicht beim Musterfall Patchwork-Familie. Das „Steuer-Sparbuch 2012“ von Buhl (29 Euro) lag beim Entlastungsbeitrag für Alleinerziehende daneben, gleiches gilt für „Tax 2012“ (12 Euro) vom gleichen Anbieter.
Die Zeitschrift testete auch Online-Portale, auf denen sich die Steuererklärung im Browser bearbeiten und ans Finanzamt übermitteln lässt. Das Fazit der Tester: Im Ergebnis sind die Portale in etwa so gut wie Software zum Installieren, allerdings zahlt der Nutzer online für jede zusätzlich abgegebene Steuererklärung kräftig drauf.
Auch wenn Steuerspar-Software vieles einfacher macht, kann die Benutzung je nach Situation des Steuerzahlers trotzdem relativ anspruchsvoll sein. „Wenn ich eine Firma mit vielen Angestellten habe, dann wird es schnell kompliziert“, sagt Isabel Klocke. Gleiches gilt, wenn verschiedene Personen zu berücksichtigen sind, mehrere Arbeitsverhältnisse bestehen und es noch Kinder in verschiedenen Ausbildungssituationen gibt.
In solchen Fällen sei ein Steuerberater oder Lohnsteuerhilfeverein vielleicht besser, sagt Klocke: „Nur weil der Nachbar eine Software benutzt, muss das noch lange nichts für mich sein.“ Auch Uwe Rauhöft empfiehlt: „Wenn mir das Thema Steuern ganz fremd ist, suche ich mir lieber professionelle Hilfe. Die kostet zwar auch mehr, aber dafür nimmt sie mir viel Verantwortung ab.“
Steuerrecht sei enorm komplex, ergänzt der NVL-Geschäftsführer. „Würde ein Programm alle Eventualitäten abfragen, bräuchte es drei Wochen.“ Und auch wenn der Interview-Stil bequem ist: Die Software könne immer nur Fragen stellen, die der Nutzer auch versteht. „Das hat natürlich Grenzen. Wenn es so einfach wäre, bräuchten wir keine Steuerberater mehr.“