iPhone und iPad merken sich Aufenthaltsorte

Berlin (dpa) - Apples iPhone und der Tablet-Computer iPad speichern dauerhaft die Aufenthaltsorte ihrer Nutzer anhand von Daten aus dem Mobilfunknetz. Datenschützer kritisierten diese von zwei IT-Experten in den USA öffentlich gemachte Praxis und forderten Apple zu Konsequenzen auf.

„Diese Speicherung von Standortdaten ohne Kenntnis der Betroffenen wäre nach deutschem Datenschutzrecht sicherlich nicht zulässig“, sagte der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa. Auch Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) forderte von Apple Aufklärung. Der Konzern schweigt bisher.

Die Apple-Geräte speichern die Informationen über Aufenthaltsorte der vergangenen Monate in einer versteckten Datei und übertragen sie auch auf den Computer, an den sie beim Datenaustausch angeschlossen werden. Dort kann man sie mit spezieller Software auslesen. Die IT-Experten Alasdair Allan und Pete Warden fanden keine Anzeichen dafür, dass die Informationen an Apple oder andere weitergeleitet werden. Allerdings sehen sie ein Sicherheitsrisiko, weil die Daten unverschlüsselt aufbewahrt werden.

Die Aufzeichnung der Ortsdaten aus dem Mobilfunknetz begann vermutlich vor einem Jahr nach einer Aktualisierung des Betriebssystems iOS, das Apple für seine mobilen Geräte entwickelt hat. In Fachkreisen war dies bereits seit einiger Zeit bekannt, der breiten Öffentlichkeit nicht.

Der ehemalige Apple-Mitarbeiter Warden stellte im Internet eine Software namens iPhoneTracker bereit, mit der jeder iPhone- oder iPad-Besitzer die gespeicherten Daten auf einer interaktiven Karte darstellen und sich beliebig in die Regionen seiner Aufenthalte hinein- und herauszoomen kann. Auch in Deutschland ließen sich die Daten mit Hilfe der Software visualisieren.

Allan und Warden sehen ein Problem vor allem darin, dass sich Unbefugte Zugang zu diesen Daten verschaffen könnten, weil sie nicht verschlüsselt gelagert werden. Der deutsche Netzexperte Frank Rieger vom Chaos Computer Club (CCC) sagte, das Risiko in diesem Fall sei vor allem, dass das Telefon verlorengehe und die Daten ausgelesen würden. Oder dass jemand auf den Computer zugreife, auf dem eine Kopie der Daten liege, „und dann die Aufenthaltsorte der letzten Jahre verfügbar und auslesbar sind, ohne dass der Benutzer davon wusste“.

Der zuständige bayerische Datenschützer Thomas Kranig forderte von Apple schriftlich Aufklärung. Der Konzern solle beantworten, welche Geräte Bewegungsdaten speichern, welche Daten das sind und wo sie gespeichert werden. Außerdem will der Datenschützer wissen, wer Zugriff auf die Daten habe, „ob und was Apple damit macht und ob der Nutzer die Möglichkeit hat, diese Datenerfassung zu unterdrücken“. Er habe den Fragenkatalog an die deutsche Apple-Niederlassung in München geschickt, sagte Kranig der dpa.

Der Bundesdatenschutzbeauftragte Schaar sagte, auf Basis des Fragenkatalogs werde es „eine Bewertung geben, und wenn die negativ ist, wovon ich ausgehe, dann muss Apple seine Praxis ändern.“ Kranig räumte ein, er rechne nicht mit schnellen Antworten.

Apple müsse offenlegen, wo und wie lange und zu welchem Zweck die Daten gespeichert werden, wer Zugriff auf diese Informationen habe und wie ein unbefugter Zugriff verhindert werde, verlangte Aigner.

Die Geräte ermitteln die Standortdaten offensichtlich anhand der Signale von Mobilfunk-Zellen, erläuterten Allan und Warden auf einer Konferenz des Verlags O'Reilly über Lokalisierungstechniken im kalifornischen Santa Clara. „Das ist weniger Präzise als mit GPS, aber verbraucht wahrscheinlich weniger Strom.“ GPS-Ortungsdienste kann ein Nutzer von iPhone oder iPad in den Einstellungen ausschalten.

Die beiden Experten stießen nach eigenen Angaben zufällig auf die Datensammlung, als sie an einem Datenvisualisierungs-Projekt arbeiteten. „Weder Pete noch ich glauben, dass es eine Art Verschwörung gibt, wir sind jedoch beide darüber besorgt, das so detaillierte Ortsinformationen gespeichert werden“, schrieb Allan.

Es blieb zunächst unklar, warum die Daten gespeichert werden. Eine Vermutung war, dass die Datenspeicherung etwas mit einem Apple-Dienst zu tun haben könnte, über den das Unternehmen anbietet, ein verlorenes oder gestohlenes Gerät wiederfinden zu können.

Auch Mobilfunk-Provider erheben beim Betrieb ihrer Netze zum Teil solche Informationen. „Wenn Sie sich mit Ihrem Mobiltelefon bewegen, wird neben der aktuellen Mobilfunkzelle auch die Anfangsfunkzelle gespeichert“, sagte etwa eine Sprecherin der Deutschen Telekom am Donnerstag. Es sei aber immer nur der aktuelle Aufenthaltsort bekannt. „Die vorherigen Ortungen werden gelöscht. Bewegungsprofile werden nicht gespeichert.“