Mozilla-Betriebssystem und „schnellstes Smartphone“

Barcelona (dpa) - Die wichtigste Mobilfunk-Messe Mobile World Congress demonstriert die Dynamik der Branche: Mastercard kündigt eine neue digitale Brieftasche an und der Browser-Entwickler Firefox will mit einem eigenen Betriebssystem auf Smartphones vorstoßen.

Verbraucher bekommen bald neue Bezahlmöglichkeiten und mehr Auswahl bei Smartphone-Systemen. Bei der wichtigsten Mobilfunkmesse Mobile World Congress in Barcelona (25. bis 28. Februar) neue Bezahlsysteme und frischer Wettbewerb bei mobilen Plattformen im Mittelpunkt.

So kündigte der Kreditkarten-Riese Mastercard auf dem Mobile World Congress in Barcelona das System MasterPass an, das als eine Art digitale Brieftasche für alle Lebenslagen gedacht ist. Damit soll man in Zukunft zum Beispiel mit dem Smartphone bezahlen können, indem man im Laden einen Strichcode einscannt. Oder man hält ein Smartphone mit NFC-Funktechnik über ein entsprechend ausgestattetes Kassen-Terminal. Das System soll aber auch hinter Bezahl-Buttons im Online-Handel stehen.

Dabei kann ein Kunde bei MasterPass verschiedene Konten und Karten bündeln, die Daten werden online auf gesicherten Servern von Mastercard gespeichert und müssen nicht jedes Mal neu eingegeben werden. In Deutschland dürfte das System Anfang 2014 eingeführt werden, zunächst sind Australien und Kanada an der Reihe.

Mit der Ausbreitung von Smartphones und Tablets wächst auch der potenzielle Markt für ganz neue Bezahllösungen. Experten rechnen damit, dass sich das Bezahlen im Alltag radikal verändern wird. Die Visionen für die absehbare Zukunft reichen von Bezahlsystemen auf Basis von Ortungsdaten bis hin zum Abschaffen von Kassen, weil der Kunde den Bezahlvorgang mit einem System wie etwa MasterPass komplett auf seinem mobilen Gerät abwickeln kann.

Der Browser-Spezialist Firefox demonstrierte in Barcelona ein neues Smartphone-Betriebssystem, mit dem er zunächst in Wachstumsmärkten wie Südamerika punkten will. Das Internet-basierte Firefox-System ist günstig und offen und soll zunächst diejenigen anlocken, die sich kein Smartphone leisten können.

Als erste Geräte mit Firefox OS stellte das dahinter stehende Non-Profit-Unternehmen Mozilla zwei Smartphones der Hersteller Alcatel und ZTE vor. „Es werden noch weit mehr kommen“, sagte Mozilla-Chef Gary Kovacs. Die Software für mobile Geräte werde zur Einführung von 18 Mobilfunkanbietern unterstützt. Mit dabei ist die Deutsche Telekom, die im Sommer zusammen mit dem Hersteller Alcatel ein Smartphone mit dem Firefox-System in Polen einführen will. „Wir wollen Teil des Projekts sein und wir wollen mithelfen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom, René Obermann.

Der chinesische Hersteller Huawei demonstrierte in Barcelona mit seinem Modell Ascend P2, dass der einstige Außenseiter inzwischen ganz vorne mitspielen will. Der Smartphone-Boom in China und anderen asiatischen Ländern sowie Afrika hat die Chinesen auf den dritten Platz im Smartphone-Markt katapultiert. Das Ascend P2 ist nun ein Prestige-Gerät, das „schnellste Smartphone der Welt“. Es unterstütze erstmals den schnellen Datenfunk LTE in der neuen Version „Cat4“ und sei fast um die Hälfte schneller als Apples iPhone5, sagte Huawei-Chef Richard Yu. Die tatsächliche Geschwindigkeit im Alltag hängt allerdings auch von den Netzen ab.

Der Computer-Konzern Hewlett-Packard kehrt unterdessen nach eineinhalb Jahren ins Geschäft mit Tablet-Computern zurück. Dabei setzt der PC-Riese nun auf das Google-Betriebssystem Android. In Barcelona stellte HP das Gerät Slate 7 vor. Es hat einen 7 Zoll (17,8 cm) großen Bildschirm und unterscheidet sich nur wenig von anderen Geräten dieser Klasse auf dem Markt.

HP hatte einst versucht, mit der Übernahme des Taschen-PC-Pioniers Palm Fuß in dem Geschäft mit Smartphones und Tablets zu fassen. Doch im Sommer 2011 wurden die Geräte mit dem Palm-Betriebssystem WebOS vom damaligen Konzernchef Léo Apotheker nach mäßigen Verkaufszahlen aussortiert. Apotheker wollte das margenschwache Geschäft mit PCs und anderer Technik auskoppeln und verstärkt auf Software setzen. Der Plan wurde jedoch wenig später wieder zurückgenommen. Aber HP überließ den rasant wachsenden Smartphone- und Tablet-Markt fortan weitgehend der Konkurrenz.