Neue Verbindlichkeit: De-Mail macht E-Mail rechtssicher

Hannover (dpa/tmn) - Kündigungen, Verträge, Ummeldungen: Manchmal muss es ein Brief sein, der Verbindlichkeit und Rechtssicherheit halber. Eine E-Mail kann das nicht leisten - bisher. Das soll sich mit der De-Mail ändern, versprechen die ersten Anbieter auf der CeBIT.

Eine E-Mail ist schnell geschrieben, kostet nichts und sogar der lästige Gang zum Briefkasten entfällt. Trotzdem konnte die digitale Post ihr analoges Pendant auf Papier und mit Briefmarke nicht ganz ersetzen. Wichtige Schreiben akzeptieren Behörden, Banken, Versicherungen und viele andere potenzielle Empfänger nach wie vor meist nur, wenn sie ganz klassisch im Umschlag eintreffen. Eine Dienstleistungsrichtlinie der EU sagt schon seit 2006: Schluss damit. Mit der De-Mail setzt Deutschland diese Vorgabe nun um.

„Es gibt gerade bei unseren Geschäftskunden einen großen Wunsch nach einem solchen Angebot“, sagte Telekom-Chef René Obermann auf der Computermesse CeBIT (6. bis 10. März). Die Funktionsweise der De-Mail ist grundsätzlich die gleiche wie bei der normalen E-Mail. Nutzer loggen sich mit Benutzernamen und PIN bei ihrem De-Mail-Konto ein und können dann Post senden und empfangen. Der Unterschied ist jedoch, dass der De-Mailverkehr komplett verschlüsselt abläuft. Außerdem kann der Nutzer eine Versand- und Empfangsbestätigung anfordern. Das ist dann quasi ein elektronisches Einschreiben. Solche Funktionen werden aber vermutlich mit Zusatzkosten verbunden sein.

Zentrales Merkmal der De-Mail ist die sogenannte zuverlässige Erstregistrierung. Die muss jeder Besitzer eines De-Mailkontos einmal durchlaufen. Wie das genau funktioniert, ist von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich. Telekom-Kunden können sich zum Beispiel in Telekom-Shops und in Filialen der Paketdienste TNT und Hermes mit ihrem Ausweis anmelden. Konkurrent 1&1 will registrierendes Personal sogar zu den Kunden nach Hause schicken.

So sind bei der De-Mail sowohl Empfänger als auch Absender klar identifizierbar, die digitale Post wird rechtsverbindlich und ist zum Beispiel auch für den Schriftverkehr mit Behörden geeignet. 1&1-Vorstand Jan Oetjen glaubt, dass sich mit De-Mail langfristig etwa 75 Prozent des Briefverkehrs in Deutschland digitalisieren lassen.

Auf den ersten Blick sieht die Nutzeroberfläche der De-Mail bei 1&1 aus wie ein herkömmliches Postfach bei einem Webmailer. „Das war uns bei der Entwicklung sehr wichtig“, erklärt Oetjen. „De-Mail soll wie ein zweites Postfach oder ein Unterordner innerhalb des Mailkontos funktionieren.“ 1&1 gehört wie Web.de oder GMX zu United Internet, einem der größten Internet- und E-Mail-Dienstleister in Deutschland.

Auch die Anschrift ähnelt herkömmlichen E-Mail-Adressen: Bei den drei Anbietern Telekom, 1&1 und Mentana-Claimsoft enden die Mails immer mit „de-mail.de“, eine komplette De-Mail-Adresse lautet also zum Beispiel „max.mustermann@t-online.de-mail.de“. Der Nachname muss dabei immer unverändert sein, der Vorname darf abgekürzt werden. Synonyme und Initialen sind verboten. De-Mail ein geschlossenes System. Normale E-Mail-Adressen können damit nicht angeschrieben werden und sind aus De-Mail-Postfächern heraus auch nicht anschreibbar.

Die Kosten für ein De-Mail-Konto oder De-Mails haben noch nicht alle Anbieter festgelegt. Bei der Telekom sollen sich Kunden kostenlos anmelden können, der Empfang der sicheren Digitalpost ist ebenfalls gratis. Zahlen muss man erst für den Versand. 39 Cent werden dann pro verschickter De-Mail fällig. Drei Mails pro Monat sind aber kostenlos sein. „Das sollte den Bedarf vieler Nutzer schon abdecken“, glaubt Konzernchef Obermann. Starten soll der Dienst im September 2012.

Diesen Zeitraum peilt auch 1&1 an. Einen genauen Starttermin und Preisangaben gibt es noch nicht. Die Kosten sollen sich aber etwa auf dem Niveau der Telekom einpendeln.

Dritter Anbieter zum Start der De-Mail ist Mentana-Claimsoft. Bei dem Unternehmen soll der Preis je nach Größe der Mail zwischen 28 und 66 Cent zuzüglich Mehrwertsteuer liegen.

Die Deutsche Post bietet mit dem E-Postbrief schon seit 2010 eine verschlüsselte Mailvariante an, bei denen die Identität der Nutzer ebenfalls geprüft wird. Der E-Postbrief kann auch an normale Postadressen geschickt werden, ist aber nicht rechtsverbindlich. De-Mail und E-Postbrief sind nicht kompatibel.