Nintendo sieht rot - Hoffnung auf Wii-Nachfolger

Tokio (dpa) - Der japanische Spiele-Spezialist Nintendo ist tief in die roten Zahlen gerutscht. Vor allem schlechtere Verkäufe der Spielekonsole Wii und der starke Yen sorgten für einen Jahresverlust von 43,2 Milliarden Yen (400 Mio Euro).

In diesem Jahr soll die neue Konsole Wii U die Wende bringen.

Sie trifft allerdings auf erstarkte Konkurrenz: Microsofts Xbox 360 und Sonys Playstation 3 haben in den vergangenen Jahren an Boden im Spielemarkt gewonnen.

Für Nintendo war es zwar der erste Jahresverlust seit Jahrzehnten, er fiel allerdings niedriger aus als die zuletzt befürchteten 65 Milliarden Yen Minus. Der Umsatz erreichte in dem Ende März abgeschlossenen Geschäftsjahr 647,6 Milliarden Yen. Im Jahr davor hatte Nintendo noch einen Gewinn von 77,6 Milliarden Yen und über eine Billion Yen Umsatz eingespielt.

Nintendo macht auch die Konkurrenz für seine mobilen DS-Spielekonsolen durch günstige Smartphone-Spiele zu schaffen. Das Geschäft mit der aktuellen Top-Konsole 3DS mit einem 3D-Bildschirm zog erst nach einer Preissenkung an. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden 13,5 Millionen 3DS-Geräte verkauft, nach nur 3,6 Millionen im Jahr davor.

Das größte Problem von Nintendo ist aber die Schwäche der mehr als fünf Jahre alten Wii. Ihr Absatz fiel von 15 auf 9,8 Millionen Geräte - und das obwohl Nintendo mit Preis-Aktionen nachhalf. Jetzt hofft Nintendo auf die Nachfolge-Konsole Wii U, die Ende des Jahres auf den Markt kommen soll. Mit ihr setzt Nintendo wieder auf ein ungewöhnliches Konzept: In die Steuergeräte werden Touchscreens eingebaut, auf denen man zusätzliche Ansichten bekommt und ein Spiel auch fortsetzen kann, wenn der Fernseher nicht mehr zur Verfügung steht. Die Grafik soll anders als bei der Wii HD-Qualität bieten.

Von der Wii U gab es bisher nur einige wenige Demonstrationen von Prototypen zu sehen. Die Fachwelt zeigte sich danach weitgehend skeptisch. Allerdings hatte Nintendo schon mit der Wii die Zweifler eindrucksvoll widerlegt. Während Sony und Microsoft ihre Konsolen mit HD-Grafik und Rechenpower aufrüsteten, setzte Nintendo auf günstige Technik und ein neues Spielerlebnis dank bewegungsempfindlicher Steuerung. Im Ergebnis wurde die Wii mit ihrem niedrigeren Preis zum klaren Marktführer. Nintendo konnte auch die neue Zielgruppe von Gelegenheitsspielern für sich gewinnen. Seit dem Start Ende 2006 wurden insgesamt 95,8 Millionen Wii-Geräte verkauft.

Allerdings legten die Rivalen zuletzt kräftig nach. Vor allem Microsoft verkaufte Millionen seiner Kinect-Steuerung, mit der man das Spielgeschehen direkt per Körperbewegungen ohne einen Controller bestimmen kann. Außerdem wird eine weitere Gefahr für alle Konsolen-Spezialisten immer deutlicher: Die Tablet-Computer. Besitzer eines iPads von Apple etwa können die Spiele mit Hilfe einer zusätzlichen Settop-Box auf den Fernsehbildschirm bringen.

Nintendo zeigt sich für das laufende Geschäftsjahr entsprechend vorsichtig. Von Wii und Wii U sollen insgesamt 10,5 Millionen Geräte verkauft werden, den Absatz des 3DS will Nintendo auf 18,5 Millionen Stück steigern. Der Konzern rechnet zwar mit einer Rückkehr in die Gewinnzone, setzt sich aber eher zurückhaltende Ziele: Der Gewinn soll 20 Milliarden Yen erreichen, bei einem Umsatz von 820 Milliarden Yen.