Orientierung im Netz-Labyrinth: Theseus zieht Bilanz

Berlin (dpa) - Mehr als 1600 Einzelergebnisse, 50 patentierte Lösungen und 30 Anschlussprojekte sind die Bilanz des Forschungsprogramms Theseus für ein „Internet der Dienste“.

Zum Abschluss des fünfjährigen Projekts mit Investitionen von 200 Millionen Euro sagte der Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Stefan Kapferer (FDP), dank der Theseus-Technologien könnten jetzt inhaltliche Zusammenhänge von Wort-, Bild- und Tondateien im Internet besser erkannt werden. Es sei gelungen, bessere Suchleistungen im Netz zu erzielen als Google. Kapferer kündigte einen „Theseus Store“ an, in dem Entwicklungen des Projekts bereitgestellt werden sollen.

Das Programm wurde jeweils zur Hälfte vom Bundeswirtschaftsministerium und den 60 beteiligten Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft finanziert. Kapferer sagte der Nachrichtenagentur dpa, die öffentlichen Mittel hätten sich in jeder Hinsicht gelohnt. Der Ertrag an neuen Basistechnologien und intelligenten Werkzeugen zeige, dass das Geld gut angelegt worden sei.

Die Theseus-Ergebnisse seien ein wichtiger Beitrag auf dem Weg in eine web-basierte Dienste- und Wissensgesellschaft, sagte der ehemalige SAP-Vorstandssprecher Henning Kagermann den Teilnehmern des zweitägigen Kongresses. Auch die Leistung von Industrieunternehmen werde damit auf ein neues Fundament gestellt. Nach Abschluss des Theseus-Projekts sollten die Ansätze in einem Kompetenzzentrum weitergeführt werden.

Kagermann sprach sich für eine internationale Vermittlung und Standardisierung der Theseus-Ergebnisse aus: „Wir haben tolle Arbeit geleistet - wenn es deutsch bleibt, hat es im IT-Bereich leider keinen Erfolg.“ Eines der Ergebnisse des Projekts ist die plattformneutrale Dienstbeschreibungssprache USDL (Unified Service Description Language), die beim World-Wide-Web-Konsortium (W3C) für die Standardisierung eingereicht wurde.

Theseus ist benannt nach dem antiken Helden, der das Fabelwesen Minotaurus besiegte und so den Ausweg aus dessen Labyrinth fand. Die Wurzeln liegen in dem Quaero-Projekt, das 2005 vom damaligen französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac zusammen mit Kanzler Gerhard Schröder (SPD) initiiert wurde.

Frankreich wollte so eine europäische Internet-Suchmaschine als Alternative zu Google entwickeln, was bislang aber nicht über erste Ansätze herausgekommen ist. Bei Theseus ging es allgemeiner um neue Wege zur Erschließung von Wissen im Netz. Unter dem Stichwort „Semantisches Web“ werden Informationen mit inhaltlichen Metadaten so aufbereitet, dass sie gezielter genutzt und vernetzt werden können. Solche Metadaten sollen nach Möglichkeit automatisiert erstellt werden.

Bereits eingesetzt werden Theseus-Technologien von Medienarchiven wie der ARD-Mediathek für den Online-Zugriff auf Radio- und Fernsehsendungen oder dem Medienarchiv für DDR-Musik. Als weiteres Beispiel nannte Kapferer eine „digitale Maschinenakte“ für den Maschinenbau und einen „intelligenten Radiologen-Arbeitsplatz“ für den Vergleich von anonymisierten Patienten-Befunden.

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