Polizei warnt vor Trend zu Handyfotos an den Bahngleisen
Karlsruhe (dpa) - Um ihre Freundschaft in sozialen Netzwerken möglichst dramatisch zu inszenieren, fotografieren sich Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren immer häufiger mit ihren Handys auf den Gleisen.
Vor allem bei Mädchen sei dieses Phänomen verbreitet.
Darauf hat die Bundespolizei auf einer Fachkonferenz zur Vorbeugung von Kriminalität und Gewalt in Karlsruhe aufmerksam gemacht. Zum Auftakt des an zwei Tagen veranstalteten Deutschen Präventionstags in Karlsruhe berieten rund 3000 Teilnehmer über aktuelle Fragen der öffentlichen Sicherheit.
Unter dem Motto „Fotos im Gleisbett - Beste Freundinnen“ stand die Präsentation der Bundespolizei beispielhaft für den Schutz von Kindern und Jugendlichen. Dabei widmeten sich die Experten einer doppelten Fragestellung: Wie können Minderjährige von Straftaten abgehalten werden? Und wie kann man sie vor Straftaten oder vor Selbstgefährdung schützen?
„Sie sind sich der Gefahr nicht bewusst“, sagte Michaela Hofmeister von der Bundespolizei zu den riskanten Fotos auf dem Gleis. So seien die Züge schneller da, als die Jugendlichen sich das vorstellen könnten: Bei einer Geschwindigkeit von 160 Stundenkilometern seien es für 100 Meter nur 2,27 Sekunden. Viele Züge wie etwa Güterzüge stünden zudem nicht auf den Fahrplänen.
Vier Todesfälle junger Mädchen in den letzten drei Jahren ließen sich auf diesen Trend zurückführen, sagte die Polizeiobermeisterin aus Rosenheim. Die Bundespolizei geht daher in die Schulen, um Schulklassen vor den Gefahren zu warnen. „Wir hoffen, dass sich die Informationen wie ein Schneeball durch Mund-zu-Mundpropaganda unter den Jugendlichen verbreitet“, sagte Hofmeister.
Untersucht wurde das Phänomen vom Sprachwissenschaftler und Soziologen Martin Voigt. Bei der Arbeit an seiner Disseration stieß er bei Facebook und anderen sozialen Netzwerken auf gleichartige Bilder von Mädchen auf Gleisanlagen.
Neben diesem speziellen Problem beklagen die Beamten zunehmend aggressiv agierende Cyberkriminelle. Laut Polizei gibt es immer mehr Angriffsformen im Netz. Die Täter reagierten damit auf die Weiterentwicklung der Sicherheitstechnik, sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke.
Allein die Zahl der betrügerischen Angriffe auf das Online-Banking mit Hilfe gestohlener Zugangsdaten (Phishing-Betrug) nahm nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) im vergangenen Jahr um 19,2 Prozent auf 4100 zu. Die bisher höchste Zahl von Angriffen wurde 2011 mit 6422 registriert.
„Die Täterseite hat sich auf die Einführung des mTAN-Verfahrens eingestellt“, sagte Ziercke zum Auftakt eines Forums für Cybersicherheit, der im Rahmen des Deutschen Präventionstages Aufklärung zu aktuellen Aspekten der Cyberkriminalität leisten will. Beim mTAN-Verfahren wird eine Transaktionsnummer als Einmalpasswort per SMS auf das Mobiltelefon des Bankkunden geschickt. Angriffsziele seien inzwischen vor allem Handys, wobei Smartphones mit veralteten Versionen des Betriebssystems Android besonders gefährdet seien.