Schlanker und schneller: Apples neues iPad 2

Berlin (dpa) - Das iPad von Apple hat die Computerwelt gehörig durcheinandergewirbelt. Apple-Chef Steve Jobs gelang es mit dem Tablet-Computer, eine schon totgeglaubte Kategorie wiederzubeleben. Mehr als 15 Millionen Geräte setzte Apple binnen neun Monaten ab.

Diese Entwicklung ermutigte auch Hersteller wie Motorola, Samsung oder WeTab, mit ihren berührungsempfindlichen Tablets auf den Markt zu gehen. Doch kaum hat sich die Meute zur Jagd auf den Marktführer versammelt, erhöht Apple mit dem iPad 2 schon wieder das Tempo.

Wenn man das iPad 2 zum ersten Mal in die Hand nimmt, fallen zwei Dinge sofort auf. Im Vergleich zum ohnehin schlanken ersten Modell ist das Nachfolgegerät deutlich dünner geworden. Nur noch neun Millimeter ist die digitale Schiefertafel dick - und damit nicht nur dünner als die Geräte der Konkurrenz, sondern auch schlanker als das iPhone 4. Und es ist spürbar leichter geworden, auch wenn hier das subjektive Gefühl dem Tester vielleicht ein Schnippchen schlägt.

Ein Blick auf die Digitalwaage zeigt nämlich, dass die zweite iPad-Generation mit einem UMTS-Modem nur hundert Gramm leichter ist als das 713 Gramm schwere iPad 1. Liest man auf dem neuen iPad ein Buch oder surft längere Zeit auf dem Sofa, macht sich der Unterschied von 100 Gramm aber doch angenehm bemerkbar.

Nach dem Willen von Apple soll das dünne iPad 2 auch nicht in einem dicken Schonbezug versteckt werden. Mit neuartigen „Smartcovers“ kann man den Bildschirm vor Kratzern schützen, ohne dass die Hülle dick aufträgt. 31 Magnete - zehn davon im iPad 2, der Rest im Cover versteckt - sorgen dafür, dass die Schutzhülle sich wie von Geisterhand an dem Gehäuse anklickt. Die Smartcovers aus Polyurethan oder Leder werden in zehn Farben angeboten. Die hellen Hüllen sind allerdings nach ersten Anwenderberichten sehr schmutzempfindlich und sehen nach kurzer Zeit schmuddelig aus.

Das iPad 2 verfügt nun über zwei Kameras. Die Rückkamera bietet eine angenehme Farbwiedergabe, aber nur eine bescheidene Auflösung. Die Videoaufnahmen sehen halbwegs überzeugend aus und können mit 720p auf einem Fernseher abgespielt werden. Bei Fotos macht sich jedoch die schlechte Auflösung von 0,7 Megapixel störend bemerkbar. Außerdem sieht man häufig ein deutliches Farbrauschen. An die Qualität einer guten Smartphone-Kamera, wie sie beispielsweise Nokia in seinem Spitzenmodell N8 verbaut, kommt die Rückkamera im iPad 2 bei weitem nicht heran. Noch schlechter ist die Kamera auf der iPad-Frontseite, die aber für Videotelefonie ausreicht.

Der neue Zweikern-Prozessor Apple A5 sorgt im iPad 2 für ein höheres Tempo. Die Anwendungen starten nun deutlich schneller und laufen flotter. Besonders bei ressourcenfressenden Apps wie dem 3D-Fantasy-Spiel „Infinity Blade“ und verschiedenen Büro-Anwendungen kann man deutliche Unterschiede zum ersten iPad feststellen. Auch der Webbrowser Safari profitiert davon, dass das iPad 2 mehr „PS“ unter der Haube hat. Gleichzeitig ist es den Ingenieuren gelungen, die ohnehin schon überzeugende Batterielaufzeit des iPad etwas zu verbessern. Apple spricht von „bis zu 10 Stunden“, im dpa-Praxistest machte das iPad 2 sogar erst nach mehr als elf Stunden ununterbrochener Videowiedergabe schlapp.

Im Vergleich zu Konkurrenzprodukten wie dem Motorola Xoom setzt sich das neue iPad aber nicht mit den Eigenschaften der Hardware ab, sondern punktet bei den Anwendungen und Medieninhalten. Im iTunes Store von Apple stehen inzwischen mehr als 65 000 Apps zur Verfügung, die auf die Bildschirmgröße des iPad optimiert wurden. Dazu gehören das Musikprogramm „Garageband“ und die Videoschnitt-Software „iMovie“, die von Apple in sehr überzeugender Manier vom Mac auf das iPad portiert wurden.

Anbieter von Tablets mit dem Google-Betriebssystem Android sprechen zwar manchmal von „über 200 000“ Apps für ihre Produkte. Doch das sind fast ausschließlich Smartphone-Anwendungen, die für deutlich kleinere Bildschirme geschrieben wurden und auf den größeren Displays in der Regel merkwürdig aussehen. Apps für die Tablet-Version von Android (3.0 „Honeycomb“) gibt es bislang nur sehr wenige.

Vor allem bei den eingebauten Apps von Google hat Android „Honeycomb“ die Nase vorn. So steckt im Motorola Xoom beispielsweise bereits die Version 5.2 von Google Maps, die auch eine einfache Navigation und Zugriff auf die Bilder von Google Street View bietet. Außerdem unterstützt das Xoom inzwischen die Multimedia-Software Flash von Adobe, auf die Apple aus grundsätzlichen Überlegungen („Ressourcen-Fresser“) verzichtet. Bei der App-Vielfalt liegt das iPad aber fast uneinholbar vorn.

Noch gravierender sind die Vorteile der Apple-Plattform bei den Medieninhalten: „Während man für Android Musik, Hörbucher und Bücher noch recht problemlos bekommt, muss man auf andere Inhalte weitgehend verzichten oder sich aus inoffiziellen Quellen versorgen“, sagt Jörg Wirtgen vom Heise-Verlag. Er hat für die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift „c't“ das Apple-Tablet mit dem Motorola-Gerät verglichen und das iPad 2 zum „klaren Sieger“ erklärt. „Für Filme und TV-Serien mag sich ein Anbieter finden, für ein größeres Angebot an Spielen, Magazinen, Zeitschriften und TV-Apps kann Google hingegen nicht viel unternehmen, erst muss Android im Bewusstsein der Hersteller, Verlage und Sender an Bedeutung gewinnen“, so Wirtgen.

Im Vergleich zur ersten iPad-Generation hat Apple die Preise für die iPad-2-Modelle etwas gesenkt: Das WLAN-Modell mit 16 Gigabyte kostet 479 Euro, das 32-GB-Modell 579 Euro und das große Modell mit 64 GB gibt es für 679 Euro. Die Modelle mit WLAN und UMTS kosten jeweils 120 Euro mehr.