Software AG nach schwachem Schlussquartal vorsichtig
Frankfurt/Darmstadt (dpa) - Nach einem schwachen Schlussquartal 2011 rechnet Deutschlands zweitgrößter Softwarehersteller Software AG in diesem Jahr mit einer Stagnation. „Aufgrund der allgemeinen Konjunkturaussichten 2012 definieren wir einen Gesamtumsatz von minus 3 bis plus 3 Prozent“.
Das sagte Unternehmenschef Karl-Heinz Streibich in Frankfurt. Das laufende Jahr sei auch angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen ein Jahr der Stabilisierung und Konsolidierung. Die Unsicherheiten seien enorm. „Wir wollen das Jahr 2012 nutzen, um in den nächsten Monaten verstärkt in den zukunftsträchtigen Geschäftsbereich BPE (Integrationssoftware) zu investieren“, sagte Streibich. Der Umsatz in diesem Bereich solle sich im Zeitraum 2010 bis 2015 auf eine Milliarde Euro verdoppeln.
Mitte Januar hatte das im TecDax notierte Unternehmen seine Gewinn- und Umsatzziele für 2011 kräftig nach unten korrigiert und damit die Märkte geschockt. Durch die unsicheren Rahmenbedingungen im vierten Quartal hätten die Kunden zum Jahresende Investitionen gescheut.
Probleme bereitet weiterhin das Stammgeschäft mit Großrechner-Software (ETS). Nachdem es bereits 2011 um acht Prozent auf 381 Millionen Euro geschrumpft war, soll der Umsatz in diesem Jahr laut Plan um sieben bis zwölf Prozent zurückgehen.
Auch der eigentliche Wachstumstreiber Integrationssoftware ließ zuletzt Federn, vor allem im wichtigen Markt Nordamerika - dem Heimatland der wichtigsten Wettbewerber. Weil das Geschäft dort zurückging, schrumpfte das Umsatzplus im Gesamtjahr auf 7 Prozent (528 Millionen Euro), nach plus 28 Prozent in Vorjahr. 2012 soll der Hoffnungsträger nach den Plänen um 5 bis 15 Prozent zulegen.
Ihre Probleme auf dem weltgrößten IT-Markt USA will die Software AG rasch angehen. Streibich kündigte eine Vertriebsoffensive an. Die Darmstädter wollen ihr Image verbessern - etwa mit der Berufung eines US-Vertriebschefs, der Erhöhung der Marketing- und Vertriebsausgaben um 20 Prozent sowie einer stärkeren Präsenz im Silicon Valley auch durch Übernahmen. „Die nächsten zehn Jahre werden wesentlich geprägt werden von unserem Erfolg in den USA“, betonte Streibich.
Der Unternehmenschef räumte ein, nach acht Rekordjahren zuvor 2011 die Ziele verfehlt und die Märkte enttäuscht zu haben. „Wir haben das Ziel, in Zukunft an unsere gute Tradition wieder anzuknüpfen“, versprach Streibich. Er sagte weitere Übernahmen voraus, um Portfolio und Kundenbasis auszubauen. Das Nettoergebnis solle bis Ende 2015 auf 350 Millionen Euro verdoppelt werden, die operative Marge (Ebit) auf 30 Prozent steigen. 2012 peilt das Unternehmen nach 24,5 Prozent im vergangenen Jahr nun eine Ebit-Marge von 23 bis 24,5 Prozent an.
Insgesamt bestätigte Streibich für 2011 bereits angekündigte Eckdaten. Der Umsatz lag mit 1,1 Milliarden Euro auf dem Rekordniveau des Vorjahres, der Gewinn nach Steuern mit 177 Millionen Euro leicht über dem Vorjahr (176 Millionen Euro). Zum 31. Dezember 2011 waren bei der Software AG 5535 (5644) Mitarbeiter beschäftigt, davon 1881 (2051) in Deutschland.