Software-Pionier und Wohltäter: Bill Gates wird 60

Redmond (dpa) - Er gilt als Mann der leisen Töne, der öffentliche Auftritte eher scheut. Auch heute hält sich Bill Gates gern im Hintergrund auf, sollte er einmal gemeinsam mit seiner Frau Melinda im Rampenlicht stehen.

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Das amerikanische Magazin „Forbes“ listet William „Bill“ Henry Gates III. aktuell als reichsten Mann der Welt. Zu verdanken hat Gates das vor allem dem Erfolg von Microsoft. Am 28. Oktober wird der Software-Architekt und Philanthrop 60 Jahre alt.

Mit der Firmengründung ebnete Gates in den 70er Jahren maßgeblich den Weg in das Computer-Zeitalter. Zusammen mit seinem Freund Paul Allen entdeckte Gates das Potenzial der Software. Gates begründete nicht nur den Aufstieg von Microsoft, sondern erfand letztlich die Software-Branche.

Anders als der charismatisch auftretende Apple-Gründer Steve Jobs galt Gates stets eher als zurückhaltender Computer-Nerd. Doch seine große Vision hat er zumindest in den entwickelten Staaten realisiert: Ein PC steht heute in nahezu jedem Haushalt - vor 40 Jahren war diese Vision noch ein sehr ehrgeiziges Ziel. Bei der mobilen Revolution mussten Gates und seine Mitstreiter jedoch dem Erzrivalen Apple und dem iPhone hinterher laufen, obwohl Gates schon vor Steve Jobs mobile Taschencomputer und Smartphones mit Windows im Programm hatte.

Das Leben von Bill Gates dreht sich inzwischen nicht mehr um vorrangig PCs, Smartphones und Software: Seit sieben Jahren widmet er seine Arbeit fast ausschließlich wohltätigen Zwecken. Gates zählt zu den Menschen mit der größten Spendenbereitschaft der Welt. 1,3 Milliarden Dollar gab Gates laut „Forbes“ gemeinsam mit seiner Frau Melinda im Jahr 2014 für gemeinnützige Zwecke ab und wird damit auf dem zweiten Platz gelistet. Überboten wird er nur noch von dem US-Großinvestor Warren Buffett, der auf eine Spendenbereitschaft in Höhe von 2,8 Milliarden Dollar kam. Aktuell wird Gates' Vermögen auf 79,2 Milliarden Dollar geschätzt.

Sowohl Bill Gates als auch seine Frau Melinda French Gates seien in Familien aufgewachsen, in denen die Werte der Freiwilligenarbeit und des persönlichen Engagements vermittelt wurden, heißt es auf den Websites der Stiftung. „Wenn das Leben gut zu einem ist, sollte man dieses Geschenk so gut und weise nutzen, wie man nur kann“, heißt es dort.

Zu den ersten Stiftungsprojekten der beiden gehörte in den 90er Jahren die Ausstattung von öffentlichen Bibliotheken in den USA mit Internet-Zugängen über die Gates Library Foundation. Gates habe über seine Firma Microsoft gelernt, wie wichtig ein PC-Zugang für die Bildung sei, heißt es. Schon bald darauf sollte sich das Engagement des Paares auf andere Bereiche weltweit erweitern, etwa der Bekämpfung von Krankheiten wie Malaria, Aids oder Kinderlähmung sowie der Kampf gegen den Klimawandel.

Viele Krankheiten gelten in den entwickelten Industrienationen als nahezu besiegt. In Afrika, Asien und andernorts ist das Leben vieler Millionen Kinder dagegen in Gefahr, nur weil oft es an ganz einfachen medizinischen Behandlungen etwa an Impfungen fehlt. Das zu ändern, schrieben sich Bill und Melinda fortan auf die Fahnen. 2010 stellten sie für die folgende Dekade 10 Milliarden Dollar allein für die Erforschung und Verteilung von Impfstoffen für die ärmsten Länder zur Verfügung.

Doch es gibt auch immer wieder Kritik an der Stiftungspolitik der Foundation. So prangerte zuletzt im März der „Guardian“ an, dass dem Engagement gegen den Klimawandel die Arbeit der Vermögensverwaltung konträr entgegenstehe. Demnach soll eine Datenanalyse im Steuerjahr 2013 ergeben haben, dass die Stiftung 1,4 Milliarden Dollar in Firmen investierte, die Öl, Gas oder Kohle fördern und für einige große Umweltkatastrophen verantwortlich seien, wie etwa die britische BP oder der US-Konzern Exxon. Die Stiftung soll über ein Vermögen von fast 30 Milliarden Dollar verfügen.

Auch wird der Foundation eine enge Bindung an Saatgut-Konzern Monsanto vorgeworfen. Mit entsprechenden Investitionen fördere die Stiftung den Lebensmittel-Konzern, der in der Kritik steht, in Afrika die Armut zu verfestigen und die landeseigene Landwirtschaft etwa mit Patentierungen auf Pflanzen in Abhängigkeit zu halten.

Bill Gates wurde 1955 in der Nähe von Seattle im Bundesstaat Washington geboren. Schon in der Schule lernte er den etwas älteren Paul Allen, den späteren Mitbegründer von Microsoft, kennen und verbrachte mit ihm jede freie Minute mit Computern, auf denen man sich damals noch Rechenleistung mieten konnte. 1975 brach Gates sein Studium ab, um sich mehr seiner kleinen Firma Micro-Soft zu widmen und das Unternehmen aufzubauen. Als Gründungsdatum gilt der 4. April 1975.

Seine Bilderbuchkarriere begann Gates mit einem Großauftrag von IBM. Er sollte für deren PC ein Betriebssystem liefern. Gates nahm den Auftrag an und kaufte für rund 50 000 Dollar die Rechte an dem System QDOS (Quick and Dirty OS), entwickelte es weiter und benannte es in MS-DOS (Microsoft Disc Operating System) um. Damit begann das PC-Zeitalter. Zum Weltkonzern stieg Microsoft dann mit dem Betriebssystem Windows auf. Als Anführer der Microsoft-Truppen im „Browser-Krieg“ gegen Netscape, stand Gates auch immer wieder in der Kritik. Letztlich setzte er sich aber durch.

Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs trat Gates Anfang 2000 den Rückzug an. Zunächst gab er die Position als Chief Executive Officer an seinen langjährigen Freund Steve Ballmer ab. Offiziell verabschiedete er sich im September 2007, im Juni 2008 zog sich der damals 53-Jährige dann fast ganz aus dem Software-Konzern zurück. Seither nimmt er nur noch als Aufsichtsratsvorsitzender Einfluss.

Der 60-Jährige lebt mit seiner Frau und drei Kindern in einem High-Tech-Anwesen in der Nähe von Seattle. Trotz allen Reichtums können die Kinder jedoch nicht auf ein großes Erbe hoffen. Der Großteil solle der Gesellschaft zugutekommen, erklärte Melinda Gates einmal in einem Interview.