Twitter-ABC: So zwitschern Anfänger richtig

Wien/Berlin (dpa/tmn) — Als Logo dient ein Vogel. Doch wer Twitter - zu Deutsch „zwitschern“ - erstmals nutzt, fühlt sich eher wie das Schwein vorm Uhrwerk. Das populäre Netzwerk für Kurznachrichten ist aber nicht nur für Computerfreaks verständlich.

Hashtags, Follower und Retweets: Für Laien erscheint Twitter zunächst wie ein Buch mit sieben Siegeln. Dabei ist es eigentlich ganz einfach. „Twitter eignet sich für alle, die gern mit anderen Menschen kommunizieren — ob privat oder beruflich“, erklärt Michael Rajiv Shah, Kommunikationsberater und Autor des Buches „Twitter für Einsteiger“.

„Wer die psychologische Einstiegshürde genommen hat, wird die Bedienung selbst nicht schwer finden. Sie verwirrt weniger als bei anderen Netzwerken“, sagt auch Jürgen Buchert, der Social-Media-Kurse an Volkshochschulen in und um Düsseldorf gibt. Zu den Teilnehmern gehören ältere Menschen und Eltern, die sich nicht von der Netzkommunikation der Jüngeren abhängen lassen wollen.

Das Grundprinzip von Twitter: Registrierte Nutzer verfassen Tweets, das sind Kurzbeiträge mit je bis zu 140 Anschlägen. Diese werden chronologisch geordnet in einer sogenannten Timeline angezeigt. Idealerweise findet die Leserschaft die Beiträge so interessant, dass sie sie kommentiert oder weiterleitet. Zum Lesen der im Regelfall öffentlichen Tweets muss man nicht angemeldet sein.

Gründe zu twittern gibt es viele, vom Aufbau einer beruflichen Reputation bis zur Suche nach Gleichgesinnten. „Twitter unterscheidet sich vor allem in der Geschwindigkeit und Punktgenauigkeit von anderen Netzwerken. Zudem ist es einfacher, mit bislang Unbekannten zu interagieren“, sagt Shah. „Bei Facebook geht es mehr ums Knüpfen von Kontakten, bei Twitter steht die Information im Vordergrund“, vergleicht Jürgen Buchert.

Im Mittelpunkt des Netzwerks steht das Abonnieren von Mitteilungen anderer Nutzer per Klick auf den „Folgen“-Knopf. Dem Englischen entlehnt, heißen Abonnenten auch Follower. Deren Anzahl ist prestigeträchtig, sagt aber wenig über die Güte der eigenen Tweets aus. Ob jemand Bedeutsames verbreitet, bemisst sich eher daran, wie häufig seine Beiträge weitergeleitet (Retweet, kurz RT) oder als Favorit markiert werden.

Die Anmeldung unter twitter.de ist kostenlos, zum Zwitschern unterwegs gibt es passende Apps für jedes Smartphone-Betriebssystem. Gewährt man dem Dienst Zugriff auf die E-Mail-Konten, schlägt er Kontakte vor, die schon bei Twitter aktiv sind. Weitere Fundgruben sind die Rubriken „#Entdecken“ und „Wem soll ich folgen?“. Steht der Grundstamm an Kontakten, geht es schneeballartig weiter.

Um selbst gefunden zu werden, brauchen Twitter-Nutzer ein gutes Profil. „Das ist wie eine digitale Visitenkarte“ erklärt Falk Hedemann vom Fachmagazin „t3n“, das auf Webtechnologien spezialisiert ist. Mindestens enthalten sein sollte ein Foto, eine Kurzbiographie und gegebenenfalls ein Link zur eigenen Webseite. Lieblingsthemen im Profil zu nennen, helfe ebenfalls.

„Die ersten eigenen Tweets sollten sich mit diesen Themen beschäftigen und entsprechende Hashtags beinhalten“, rät Hedemann. Damit meinen Twitterer das Raute-Zeichen (#), das Schlüsselbegriffen vorangestellt wird und die Suche nach ihnen erleichtert. Umgekehrt lassen sich so auch Gleichgesinnte finden. „Ihnen sollte man folgen und sich im nächsten Schritt an Diskussionen beteiligen“, empfiehlt Falk Hedemann. Im öffentlichen Tweet erwähnt wird ein anderes Mitglied durch ein „@“-Zeichen vor dem Nutzernamen. Private Direktnachrichten an andere Nutzer lassen sich ebenfalls verschicken.

Ein guter Tweet ist am besten knackig formuliert. Das ist aber nicht das einzige Erfolgskriterium. „Relevanz ist das Zauberwort“, erklärt Kommunikationsberater Shah. „Die Inhalte müssen für das eigene Netzwerk bedeutsam sein, sonst gehen sie in der Infoflut unter.“ Wer mit etwa 120 Anschlägen auskommt, lässt Platz für Kommentare und erleichert so Retweets. Damit ein Link nicht die Zeichengrenze sprengt, verkürzt man ihn zum Beispiel mit bitly.com oder ähnlichen Diensten.

Neben handwerklichen Regeln gibt es soziale Umgangsformen, an die sich Twitter-Neulinge halten sollten. „Niemand freut sich über unerwünschte Werbung in seinem Postfach. Daher sollten Direktnachrichten ausbleiben, wenn man sich nicht sicher ist, dass der Empfänger Interesse daran hat“, sagt Falk Hedemann. „Dagegen sollte man sich unbedingt an einer Diskussion beteiligen, die man selbst angestoßen hat.“ Und: „Aufforderungen zum Folgen sind verpönt“, warnt Michael Rajiv Shah.

Einsteiger müssen aber auf keinen Fall Kontaktscheu empfinden. „Es handelt sich um einen öffentlichen Raum, in dem prinzipiell jeder ansprechbar ist“, erklärt Shah. Geduld ist aber trotzdem gefragt, denn der Aufbau eines Netzwerks braucht Zeit. „Schnellen Erfolg gibt es nicht“, sagt der Experte. So sieht das auch Falk Hedemann: „Wer auf Klasse statt Masse setzt, sollte nach einigen Wochen bis Monaten erste Erfolge sehen.“