„Viele Grüße aus...“ - Postkarten überleben trotz Internet
Berlin (dpa) - Pflichtprogramm für jeden Urlauber: Grüße an die Daheimgebliebenen schicken. Die Frage nach dem Ob stellt sich also eigentlich nicht. Was zu klären bleibt, ist das Wie: traditionell oder modern?
Berlin (dpa) - Pflichtprogramm für jeden Urlauber: Grüße an die Daheimgebliebenen schicken. Die Frage nach dem Ob stellt sich also eigentlich nicht. Was zu klären bleibt, ist das Wie: traditionell oder modern?
Die Liebsten aus dem Urlaub besser per Postkarte oder eher über soziale Netzwerke grüßen? Eigentlich eine Entscheidung in einem ungleichen Duell zwischen Tradition und Moderne. „Viele Grüße aus... Das Wetter ist schön.“ Postkarten lesen sich meistens ähnlich unspannend, sind vergleichsweise lange unterwegs und kosten auch noch Geld. Manche sind auch noch ziemlich kitschig.
Mit sozialen Netzwerken wie Facebook oder Kurzmitteilungsdiensten wie WhatsApp gibt es eigentlich genügend Alternativen, um Urlaubsgrüße in Echtzeit, kostenlos und mit so viel oder wenig Kitsch zu verschicken, wie man selbst vertreten und der Empfänger vertragen kann. Aber die gute alte Ansichtskarte überlebt dennoch.
Kein Wunder, meint Veit Didczuneit vom Museum für Kommunikation Berlin. Schließlich sei die Postkarte „etwas Besonderes“, sagt der Experte für Brief- und Schreibgeschichte: Man muss sie auswählen, kaufen, schreiben und einwerfen.
„Das, was man schreibt, ist oft nachgeordnet“, sagt Didczuneit. Denn mit einer Postkarte zeige man gleich zwei Dinge: „Schau mal, ich war hier und ich habe an dich gedacht.“ Und es gibt noch einen großen Unterschied zu Facebook-Postings oder WhatsApp-Nachrichten: „Die Karte ist den Weg physisch gegangen“, sagt Didczuneit.
Außerdem seien Postkarten nachhaltiger, weil der Empfänger sie länger behalte, meint Alexander Edenhofer, Sprecher der Deutschen Post. „Wer heftet sich schon eine SMS oder ein Facebook-Posting an den Kühlschrank?“ Die meisten Postkarten seien während der Sommermonate unterwegs - als Urlaubsgruß. Etwa 151 Millionen Karten hat die Deutsche Post im gesamten Jahr 2013 befördert, Tendenz fallend: Zwei Jahre zuvor waren es noch 170 Millionen.
Trotzdem: Nur 14 Prozent der Deutschen halten Postkarten in Zeiten von Facebook, Instagram und Co. einer Forsa-Umfrage zufolge für überholt. Allerdings senden die meisten Menschen ihre Urlaubsgrüße auf dem elektronischen Weg, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Aris ergab: 63 Prozent schreiben eine SMS, rufen an oder grüßen via Internet.
Gut die Hälfte der Deutschen nutzt soziale Medien auf Reisen, etwa 70 Prozent davon posten Neuigkeiten aus dem Urlaub etwa auf Facebook, wie das Reiseportal „momondo.de“ herausfand. Urlaubsgrüße per Post verschickt der Aris-Umfrage zufolge die Hälfte der Deutschen.
Aber auch Menschen, die sich überhaupt nicht kennen, senden einander Grüße per Postkarte: Sie machen beim „Postcrossing“ mit. Für jede verschickte Karte bekommt man eine von einem anderen Postcrosser irgendwo auf der Welt zurück. Seit dem Start des Projekts 2005 sind auf diesem Weg mehr als 25 Millionen Postkarten aus fast jedem Land der Welt verschickt worden. Organisiert wird das Ganze über eine Plattform im Internet.
Überhaupt scheint sich die traditionelle Postkarte mit dem Internet besser zu vertragen, als man annehmen könnte: Auf verschiedenen Webseiten können Urlauber Postkarten selbst gestalten und verschicken - auf manchen Seiten als Online-Postkarte, bei anderen Anbietern auf dem herkömmlichen Weg per Post.