Viele Wege führen zur eigenen Landkarte im Internet

Berlin (dpa/tmn) - Digitale Karten zu basteln, ist einfacher als man denkt. Mit Web-Diensten kann man sich etwa die Route der Urlaubsreise schnell zusammenklicken. Erfahrenere Nutzer setzen Software-Schnittstellen ein, um Karten ganz nach ihren Bedürfnissen zu gestalten.

Geodaten sind gefragt. Sie zeigen den Aufnahmeort privater Fotos an, speichern Bewegungsprofile von Handy-Besitzern oder illustrieren die Häufigkeit von Anschlägen in Afghanistan. Geodaten bestehen aus exakten Angaben zum geografischen Breiten- und Längengrad eines Ortes. Interaktive Karten auf Webseiten zeigen diese Orte dann in Verbindung mit weiteren Informationen an.

Eine Karte auf einer Webseite sei immer dann sinnvoll, „wenn sich die Frage 'wo' stellt, und Zusatzinfos dargestellt werden“, erklärt Ole Brandenburg aus Berlin, der Mitbegründer des Internet-Dienstes StepMap. Mit wenigen Mausklicks kann man bei StepMap eine gewünschte Karte erstellen. „Man muss kein Techniker sein“, versichert Brandenburg. Zunächst wird die gewünschte Region ausgewählt, dann das Design nach persönlichen Vorlieben gestaltet und mit Text, Fotos oder Videos ergänzt.

Sogenannte Mashups, also Verbindungen von Kartendaten mit anderen Informationen, kann man auch mit dem Dienst von GeoCommons erstellen, dessen 20 000 Mitglieder Karten und Daten zur freien Verwendung gemäß einer Creative-Commons-Lizenz erstellen.

Die Visualisierung von Daten aller Art steht im Zentrum des Dienstes ManyEyes, der von IBM angeboten wird. „Auch bei ManyEyes lassen sich ohne Programmierkenntnisse einfache Karten-Mashups erstellen“, erklärt Gregor Aisch, Programmierer und Infografik-Experte.

Ein interessanter Dienst mit umfassenden Funktionen ist die MapBox, die das Kartenmaterial des OpenStreetMap-Projekts nutzt - hierfür haben Freiwillige seit 2004 Geodaten selbst erfasst und bereitgestellt. Die MapBox gibt es auch als App fürs iPad, mit der sich der gewünschte Kartenausschnitt als E-Mail versenden lässt.

Die wohl größte Verbreitung im Web haben die Karten von Google. Für jeden gewünschten Ausschnitt bietet der Kartendienst maps.google.de einen Link für den E-Mail-Versand sowie einen Code-Schnipsel an, den man in die eigene Webseite einfügen kann - dann erscheint diese Karte dort in einem eigenen Rahmen (Frame).

Google hat auch die Software-Schnittstelle für seine Karten zur freien Nutzung zur Verfügung gestellt: Diese Google-Maps-API bietet eine Reihe von Funktionen, die sich individuell anpassen lassen. So kann man mehrere „Marker“ auf einer Karte platzieren, die beim Anklicken ein Info-Fenster öffnen. „Im Internet finden sich viele fertige Beispiele in Tutorials, die man sich manchmal nur noch etwas für seine Zwecke anpassen muss“, erklärt Aisch.

Dabei sollte man darauf achten, nur noch die im vergangenen Jahr fertiggestellte Version 3 der Google-Maps-API zu verwenden, die ältere Version 2 ist nicht mehr auf dem neuesten Stand. Bei Karten mit der API-Version 3 sei der erforderliche Datenumfang deutlich geringer, was eine schnellere Darstellung auch auf mobilen Geräten möglich mache, erklärte Google-Entwickler Daniels Lee bei der Vorstellung der Technik im Mai 2010 in San Francisco.

Alternativ zu den Google Maps kann man auf ähnliche Weise auch das Microsoft-Angebot der Bing Maps verwenden. Die Möglichkeiten reichen vom Einbinden der Karte in einem Frame bis zum Einsatz von JavaScript- oder PHP-Funktionen. Zum Teil muss man sich dafür anmelden und einen persönlichen Schlüssel verwenden - wie es bis zur Version 2 auch bei den Google Maps erforderlich war.

Auf die Frage nach den besonderen Merkmalen der Bing Maps weist eine Sprecherin auf eine besonders schnelle Darstellung und auf umfangreiches Kartenmaterial auch für Deutschland hin. Mit dem kostenlosen Programm MapCruncher kann man auch eigenes Kartenmaterial wie einen Gebäudeplan in eine Bing-Karte einbinden.

Für welches Kartenmaterial man sich entscheidet, hängt nicht zuletzt vom Zweck der Karte ab. „Wenn ich etwas auf einer Weltkarte zeigen will, würde ich nie Google Maps benutzen, weil die dort verwendete Mercator-Projektion einfach zu große Verzerrungen hat“, erklärt Aisch. Die Karten von OpenStreetMaps sehen nicht immer so schick aus wie die von Google - hier hat man aber die Gewähr, von kommerziellen Interessen frei zu bleiben. Bei Google heißt es zu möglicher Werbung in den Karten: „Wir behalten uns das Recht vor. Aber weder gibt es ein konkretes Produkt noch einen Zeitplan, ob und wann das passiert.“

Wenn man intensiver in die Arbeit mit digitalen Karten einsteigen will, kommt man nicht daran vorbei, sich mit gängigen Geo-Dateiformaten wie KML zu beschäftigen. Mit KML, der „Keyhole Markup Language“, können Geodaten so gesammelt werden, dass sich Orte oder Routen als „Layer“ (Ebene) auf einer digitalen Karte platzieren lassen. Als Werkzeug für das Erstellen von KML-Dateien eignet sich das Programm Google Earth.