Vom Umwelt bis Migration: Die Grimme-Online-Preisträger

Köln/Berlin (dpa) - Der Amazonasregenwald der Indios, Migration in Deutschland und Porträts über Twitterer in 140 Sekunden: Für ungewöhnliche bis gesellschaftskritische Internet-Projekte haben neun Preisträger den Grimme Online Award bekommen.

Die App der „Tagesschau“ erhielt den Publikumspreis für herausragende publizistische Qualität im Netz. „In beeindruckender Weise demonstrieren die Preisträger, welch eine hohe Qualität im Netz möglich ist“, sagte der Direktor des Grimme-Instituts, Uwe Kammann. Der undotierte Preis wird seit 2001 jährlich vergeben.

Bei der Sichtung der Beiträge kam die Grimme-Jury zu dem Ergebnis, dass statt abstrakter Themen immer häufiger Menschen als Protagonisten ins Zentrum gestellt werden. Aus rund 1900 Bewerbungen waren vorab 26 Web-Angebote nominiert worden - darunter Projekte mit Texten, Audios, Fotos, Videos und interaktiven Grafiken. Erstmals konnten dieses Jahr auch Apps eingereicht werden. In vier Kategorien kürte die Jury acht Preisträger, außerdem wählten Nutzer online ihren Publikumsliebling.

Den Themen Migration und Integration widmet sich das Portal „Migazin“ - eine Wortbildung aus Migration und Magazin. Die vor allem aus Migranten bestehende Redaktion gebe durch ihre Sichtweisen neue Einblicke in ein emotionales Thema, urteilte die Jury über den Preisträger in der Kategorie Information. „Mehr Migazin, weniger Sarrazin“, forderte der Blogger und Journalist Richard Gutjahr. In der gleichen Kategorie wurde auch die Plattform „Zukunft Mobilität“ geehrt. Sie beschäftige sich kritisch und problembewusst mit Verkehrsthemen.

Über Lobbyismus in Deutschland, das gefährdete Amazonasgebiet und die menschliche Stimme als Instrument geht es in den ausgezeichneten Beiträgen der Kategorie Wissen und Bildung. Die Webseite „Lobbypedia“ mache Verknüpfungen zwischen Politik und Wirtschaft transparent, begründete die Jury ihre Entscheidung. Das Arte-Angebot „Amazonien - die Seele der Indios“ habe Videos, Glossar und Menüführung sorgfältig komponiert und der YouTube-Kanal „MusikTraining“ verbinde Fachwissen, Journalismus und Unterhaltung.

Porträts von Menschen stehen bei den Preisträgern der Kategorie Kultur und Unterhaltung im Mittelpunkt. „140 Sekunden“ zeige die Menschen hinter originellen Twitter-Accounts in kurzen, hochwertigen Videos, urteilte die Jury. Auf der Webseite „berlinfolgen“ von 2470media und taz.de werden Berliner mit Fotos, O-Tönen und Videos dargestellt - in einem außergewöhnlichen Mediengenre. Ein Tonspuren-Projekt namens „Memory Loops“ wurde Preisträger in der Kategorie Spezial, befand die Jury. Und der Publikumsliebling „Tagesschau“-App spreche neue Zielgruppen an.