Yandex will Google auch international angreifen

Moskau (dpa) - Die führende russische Internet-Suchmaschine Yandex will dem Weltmarktführer Google auch international Konkurrenz machen. Das kündigte Yandex-CEO Arkadi Volosch auf der internationalen Konferenz Digital Life Design DLD in Moskau an.

In Russland führt Yandex mit rund zwei Drittel Markanteil klar vor Google und kleineren Konkurrenten wie Mail.ru und Rambler. Weltweit steht Yandex an Position acht, im nicht-englischen Markt hinter Baidu in China auf Platz zwei.

Vor dem Hintergrund des boomenden Online-Markts in Russland loteten Experten und Investoren auf dem DLD Moscow Chancen und Risiken der Branche aus. Bei Gesprächen am Rande der Konferenz spielte am Montag und Dienstag der Börsengang von Facebook eine große Rolle. An dem DLD Moscow nahmen unter anderem der Vorstandschef des Medienkonzerns Burda, Paul-Bernhard Kallen, und der CDU-Bundestagsabgeordnete Philipp Mißfelder teil. Mitveranstalter war das ehrgeizige Projekt Skolkowo, das der russische Regierungschef Dmitri Medwedew zu einem Technologiezentrum nach dem Vorbild von Silicon Valley ausbauen will.

Bei der Tagung in einer von Deutschen gegründeten ehemaligen Süßwarenfabrik in der Nähe des Kremls stand besonders die stark wachsende Online-Branche in Russland im Blickpunkt. Neben Yandex ist dabei vor allem das das russische soziale Netzwerk VKontakte („In Kontakt“) relevant, das seinem Vorbild Facebook stark ähnelt. Internet-Anwender in Russland nutzen VKontakte zum Beispiel immer stärker dazu, um Proteste gegen Präsident Wladimir Putin zu organisieren.

Das Verbreitungstempo von Nachrichten im Internet erhöhe den Druck auf die Politik, Entscheidungen schneller zu treffen, sagte Mißfelder, außenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Als Beispiel nannte er den Streit über das Anti-Piraterie-Abkommen ACTA. Für Erheiterung am Rande der Konferenz sorgte die Nachricht über eine „wohltätige Aktion“ von VKontakte-Chef Pawel Durow. Er hatte am Vortag den „Tag der Stadt“ in St. Petersburg damit gefeiert, dass er Geldscheine aus dem Fenster seines Büros in die Menge warf.

Durow bekam unterdessen nach russischen Medienberichten die Kontrolle über das von ihm gegründete Online-Netzwerk nach einem langen Streit mit seinem wichtigsten Großaktionär Mail.ru. Die Eigentümer von Mail.ru überließen ihm demnach die Stimmrechte aus ihrem Anteil von rund 40 Prozent. Durov hält selbst zwölf Prozent an VKontakte und mit ihm verbandelte Unternehmer die restlichen rund 48 Prozent. Wenige Stunden später erklärte der Gründer beim Kurzmitteilungsdienst Twitter, ein Börsengang von VKontakte sei bis auf weiteres verschoben worden. „Der Facebook-Börsengang hat den Glauben vieler privater Investoren an Soziale Netzwerke zerstört“, schrieb Durov zur Begründung.

Zeitgleich zur DLD-Konferenz tauchten Spekulationen über ein mögliches großes Geschäft zwischen Facebook und Yandex auf, bei dem es um die auf Gesichtserkennung spezialisierte israelische Firma Face.com gehen soll. Yandex könnte nach Informationen der russischen Tageszeitung „Vedomosti“ seinen Anteil von 18,4 Prozent an Face.com an Facebook verkaufen. Der russische Suchmaschinenbetreiber solle dabei nur Geld und keine Facebook-Aktien bekommen. Das israelische Blog „Newsgeek“ berichtete, Face.com werde mit 80 bis 100 Millionen Dollar bewertet.