Zeitreisen im Indie-Look: „Life is Strange“ veröffentlicht
Berlin (dpa/tmn) - Melancholische Popsongs als Soundtrack, Teenie-Dramen gemischt mit Zeitreisen und eine nachdenkliche Fotografie-Studentin in der Hauptrolle. „Life is Strange“ ist kein Adventure wie jedes andere.
Keine Zombies und Zauberer, keine Schwertkämpfe und Schießereien, dafür eine Fotografie-Studentin in der Hauptrolle: Das neue PC- und Konsolenadventure „ Life is Strange“ ist auf den ersten Blick ganz anders als viele Spiele-Blockbuster. Der Spieler kontrolliert darin das 18-jährige Mädchen Max, die nach fünfjähriger Abwesenheit in ihr Heimatstädtchen im US-Bundesstaat Oregon zurückkehrt, um eine Schule für Nachwuchs-Fotografen zu besuchen.
Doch schon kurz nach ihrer Ankunft wird sie in mysteriöse Vorkommnisse rund ihre Jugendfreundin Chloe und ein verschwundenes Mädchen verwickelt. Und damit nicht genug: Denn Max hat seit einiger Zeit düstere Visionen von einer Naturkatastrophe - und seit neuestem auch die Fähigkeit, die Zeit zurückzudrehen.
Für Videospiele ist diese Mischung aus Teenie-Drama, Krimi und ein wenig Fantasy ungewohntes Terrain. Ganz frisch wirkt „Life is Strange“ aber trotzdem nicht. Dafür hat der französische Entwickler Dontnod zu viele bekannte Versatzstücke aus anderen Medien verwendet. Die schweigsame Außenseiterin als Hauptfigur kennt man zum Beispiel aus TV-Serien wie „Buffy“ und „Veronica Mars“, High-School-Dramen mit übersinnlichen Elementen gab es unter anderem in „Donnie Darko“, und der Soundtrack aus Akustikgitarren und melancholischen Popsongs könnte aus jedem beliebigen Indie-Film seit „Juno“ stammen.
Mit den offensichtlichen Vorbildern kann „Life is Strange“ außerdem nicht ganz mithalten, zu klischeelastig wirken einige Dialoge. Dass Episode 1 trotzdem Spaß macht, liegt vor allem am soliden Gameplay. Wer andere moderne Adventures wie „The Walking Dead“ oder „Heavy Rain“ gespielt hat, wird sich hier sofort zurecht finden.
Eine entscheidende Neuerung im Vergleich zu anderen Adventures ist Max’ Fähigkeit, die Zeit zurückzudrehen, die der Spieler jederzeit nutzen kann. Das macht selbst simple Rätsel und Dialoge interessanter als bei der Konkurrenz. Im Schulunterricht kann sich Max so zum Beispiel die richtigen Antworten auf Fragen des Lehrers erschummeln.
In vielen Gesprächen muss der Spieler für Max außerdem Entscheidungen treffen, die im weiteren Verlauf der Handlung Konsequenzen haben sollen. Ob das wirklich stimmt, wird sich erst in Zukunft zeigen - schließlich ist bisher nur die erste von fünf geplanten Episoden erhältlich. Weitere Folgen sollen nach Angaben von Publisher Square Enix alle sechs Wochen erscheinen und jeweils fünf Euro kosten.
Wer jetzt schon alle Folgen im Voraus kauft, zahlt nur 20 Euro. „Life is Strange“ ist für beide Playstation- und Xbox-Konsolen sowie den PC verfügbar. Eine offizielle Altersfreigabe gibt es wie bei anderen Download-Spielen nicht. Das Adventure kommt aber, zumindest in Episode 1, ganz ohne brutale Gewaltdarstellungen aus, und ist so nicht nur für Erwachsene geeignet.