Düsseldorferin stirbt auf Parkplatz: 18-Jähriger legt Geständnis ab
Er war mit hohem Tempo in das Auto einer Düsseldorfer Familie gerast. Die Mutter stirbt, der Sohn (10) wird schwer verletzt. Die Staatsanwaltschaft plädiert auf Mord.
Eigentlich war die Pause der Düsseldorfer Familie auf einem Autobahnparkplatz in Südhessen schon vorbei, da war der Vater nochmal kurz austreten. „Ich stand mit dem Rücken zum Auto“, schildert der 37-Jährige im Darmstädter Landgericht, wie er mitbekam, dass ein 18-Jähriger in einem 110 km/h schnellen, grauen Ford Focus in der nächsten Sekunde seine Frau tödlich und seinen zehnjährigen Sohn schwer im Auto verletzen wird. „Ich habe das Auto reinrasen gehört“, beschreibt er, „ich habe einen Knall gehört.“ Danach fehlen dem Vater im Zeugenstand die Worte.
Seit Donnerstag läuft vor dem Darmstädter Landgericht der Prozess um den als Mord angeklagten tödlichen Unfall, der am 30. Dezember 2018 auf dem Autobahnparkplatz „Fuchsbuckel“ bei Heppenheim passiert war. „Wir wollten ausruhen“, erklärte der Düsseldorfer in seiner Zeugenaussage. Als man mit dem Mazda wieder losfahren wollte, habe seine Frau noch gesagt „geh‘ noch mal raus“.
Die Tat ist als Mord angeklagt, weil die Staatsanwaltschaft die Mordmerkmale Verdecken einer Straftat und Verwenden des Autos als gemeingefährliche Waffe sieht. Der Angeklagte war erneut ohne Führerschein in seinem Auto mit abgelaufenem Kennzeichen auf der Autobahn A5 unterwegs, weswegen ihn eine Polizeistreife zum Anhalten aufgefordert hatte. Der Angeklagte habe nur an seine Flucht gedacht, hielt ihm Oberstaatsanwalt David Kirkpatrick in der Anklage vor. Streckenweise habe er auf seiner Fahrt nach Süden auf 180 km/h beschleunigt, Fahrzeuge rechts überholt und sei dicht aufgefahren, so der Ankläger. „Dass bei dieser riskanten Fahrweise er selbst oder fremde Personen versterben können, war ihm egal.“ Beim Parkplatz „Fuchsbuckel“ sei er „steil und abrupt“ von der Autobahn ab- und auf den Parkplatz gefahren, beschrieb David Kirkpatrick. „Es kam zu einer ungebremsten Kollision der Fahrzeuge.“
„Mein Sohn war bewusstlos im Auto“, beschrieb der Vater dem Gericht, wie er nach dem Crash als erstes nach seinem Kind guckte. „Dann habe ich nach meiner Frau gesehen“, sagte er und holte tief Luft. Sie war so schwer verletzt, dass sie eine halbe Stunde nach der Kollision starb. Der Sohn konnte nach vier Tagen das Krankenhaus verlassen, hat aber immer noch eine Narbe an der Stirn. „Wir waren unterwegs zu Bekannten, um Silvester zu feiern“, erläuterte der Düsseldorfer, warum er mit Frau und Kind in Südhessen war.
Der Angeklagte legte ein Geständnis ab, das sein Verteidiger Stephan Kuhn verlas. „Ich bin verantwortlich für den Tod der Mutter und die Verletzungen des Sohnes“, sagte der Angeklagte, der sich als „Autonarr“ bezeichnete und einräumte, schon oft mit dem Auto des Vaters unterwegs gewesen zu sein und einmal auch nach Hamburg gefahren zu sein. Er habe das Auto auf dem Parkplatz abstellen und zu Fuß entkommen wollen. Er beschrieb, dass er am 23. Dezember schon einmal von der Polizei ohne Führerschein und mit dem zulassungslosen Ford erwischt worden war – ein Auto, das er für 100 Euro im Internet erstanden habe.
Der zweite Verteidiger Sebastian Scharmer erklärte in einer Pause, dass die Tat kein Mord sei, weil sein Mandant nicht vorsätzlich gehandelt habe. Für den Prozess sind sieben Verhandlungstage bis zum 21. August angesetzt.