Fischeln. Ein Text verwandelt sich in Musik

Fischeln. · Im Theater am Marienplatz spielt Alfred Pollmann „Das Leben Chopins“.

Der Marienplatz in Fischeln mit Mariensäule (rechts) und dem Theater am Marienplatz.

Foto: Ja/Bischof, Andreas (abi)

Virtuoser Pianist und herausragender Vertreter der Romantik. Dafür steht Frederic Chopin (1810 bis 1849), der schon zu Lebzeiten berühmt war und dessen Name heute noch weit über die Grenzen der Musikwelt hinaus bekannt ist. „Das Leben Chopins“ hat Gerhard Rühm ein Klavierstück aus seiner Feder genannt, das schon durch seine Entstehung vielem zu widersprechen scheint, was für Chopin typisch ist. Pianist Alfred Pollmann gestaltet mit seiner Interpretation des Rühm-Werks das Januar-Programm des Theaters am Marienplatz (TAM). Premiere ist am Freitag um 22 Uhr am Marienplatz 81.

Der Komponist, Autor und Künstler Rühm wird im Februar 90 Jahre alt. Deswegen hat das TAM dem gebürtigen Wiener seine komplette Spielzeit gewidmet. Für „Das Leben Chopins“ hat Rühm zunächst einen biographischen Text über Chopin in 39 Abschnitten geschrieben, dann hat er den Text in Noten übersetzt. Auf Basis einer Halbtonskala hat er dabei den 26 Buchstaben des Alphabets jeweils einen Ton zugeordnet. Eshandelt sich also um ein Werk der Konzeptkunst, und damit allein steht es schon in Widerspruch zu Chopin, der entweder auf klassische Weise komponierte oder seine Stücke auf der Grundlage von Improvisationen entwickelte.

Mitunter animiert, zugleich ständig irritiert

Aufgrund „der Beschaffenheit der bedachtsam gewählten Grundreihe“ – so Rühm – ließen sich in seinem Stück „gewisse Anspielungen auf Stileigentümlichkeiten Chopins heraushören“. Mögliche Erwartungshaltungen der Hörer mit Chopin-Erfahrung würden dadurch „mitunter animiert, zugleich ständig irritiert“. „Im Ganzen“ – so Rühm weiter – habe „das Stück den Charakter meditativen Memorierens“. Das klingt dann doch wieder sehr wenig nach Chopins Klangkaskaden und perlenden Läufen. Wie viel Chopin steckt also in „Das Leben Chopins“ von Gerhard Rühm? Wer das herausfinden möchte, gehe ins TAM. Weitere Aufführungen: jeweils Freitag, 10., 17., 24. und 31. Januar, jeweils 22 Uhr.