Es fährt ein Zug – nirgendwo
Wer monatlich mehr als 100 Euro für ein ÖPNV-Ticket ausgibt, der kauft nicht nur ein schickes neues Kärtchen fürs Portemonnaie, sondern erhofft sich damit ein Versprechen. Und zwar die sichere und verlässliche Beförderung von A nach B. Mobilität muss vertrauenswürdig sein, denn an die pünktliche Bahnfahrt sind in den meisten Fällen strikte berufliche und familiäre Zwänge gebunden.
Die Bahn schränkt im Sommer nun erneut den Schienenverkehr in Wuppertal massiv ein. Statt eines schnellen Transports auf der Schiene wird dem Käufer des Tickets für sechs Wochen eine Busfahrt geboten, die je nach Ziel im Berufsverkehr mindestens die doppelte Fahrtzeit in Anspruch nehmen wird. Je nach Verbindung wird das Pendeln schließlich zu einem ärgerlichen Lebenszeitfresser. Und nicht jedem Bahnkunden wird gerade in der Pandemie die Aussicht auf potenziell überfüllte Busse gefallen. Wer kann, wird temporär aufs Auto umsteigen. Ein richtiger Schaden entsteht, wenn sich Menschen durch solche Vertrauensbrüche vom Schienenverkehr entfremden und sich dauerhaft mit dem Auto arrangieren. Natürlich muss die Bahn-Infrastruktur nach vorne gebracht werden, aber Vollsperrungen dürfen nur das allerletzte Mittel sein.