Glasfaser-Ausbau Nur wenige Witzheldener wollen Breitband-Ausbau fürs Internet

Witzhelden. · Fänden sich 600 interessierte Haushalte, würde Investor zahlen.

Reiner Pliefke, Frank Steffes, Klaus Leckelt und Franziska Brachvogel (v. l.) bewerben die Verlegung von Glasfaserkabeln.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Lassen sich die Witzheldener die Gelegenheit entgehen, ihr Höhendorf mit einer Glasfaser-Infrastruktur zu versorgen? Momentan hat es den Anschein. Seit Mai wirbt der Internetanbieter Novanetz darum, dass die Witzheldener einen Vorvertrag abschließen, damit Glasfaserkabel verlegt werden können. Doch bisher haben nur wenige Haushalte unterschrieben.

Worum geht es? Alle Welt redet von 5G, von Digitalisierung, von Glasfaser. Denn unstrittig ist, dass sich die Arbeitswelt, aber auch unser Nutzerverhalten – beispielsweise Streamingdienste anstelle herkömmlichen Fernsehens – verändern wird. Für Städte ist eine Infrastruktur mit Glasfaser ein echter Standortfaktor, für Unternehmen ist die schnelle Leitung oft lebenswichtig. Ein leistungsfähiger Internetanschluss steigert den Wert einer Immobilie. Und Arbeitnehmer, die in Heimarbeit tätig sind, brauchen zwingend eine schnelle Leitung.

Doch gerade im ländlichen Bereich ist die Versorgung mit Glasfaser eine Seltenheit, aus Kostengründen. Große Konzerne wollen nur da investieren, wo sie sich hohen Profit versprechen. Das sind hauptsächlich größere Kommunen, und nicht Leichlingen oder gar Witzhelden.

Umso größer war vor wenigen Monaten die Freude bei Bürgermeister Frank Steffes und Reiner Pliefke, dem städtischen Breitbandbeauftragten, dass mit Primevest Capital Partners ein Investor gefunden wurde, der in einem ersten Schritt in Witzhelden Glasfaser verlegen will. Umgesetzt wird das Projekt vom Internetanbieter Novanetz, allerdings nur, wenn sich mindestens 600 Haushalte zu ein.

Alle benachrichtigten Firmen hätten das Angebot abgelehnt

„Wir haben zuvor mehrere Unternehmen angefragt, ob sie in Witzhelden Glasfaser legen würden“, sagt Pliefke, „aber alle haben abgelehnt.“ Mit Novanetz habe man einen Partner gefunden, der sich auf den Ausbau gerade in ländlicheren Gebieten spezialisiert habe. Primevest würde rund zwei Millionen Euro in Tiefbau und Leitungen investieren, Novanetz das Glasfasernetz betreiben. Andere Anbieter wie Netcologne könnten die Leitungen später nutzen, Kunden müssten ihre Anbieter dafür nicht wechseln. „Mit dem Glasfasernetz bis in die Häuser haben wir langfristig Ruhe mit der Netzinfrastruktur“, betonte Pliefke.

Warum also zögern die Witzheldener? Pliefke, Steffes und Reiner Brachvogel, Geschäftsführer von Novanetz, sind ratlos. „Wir können es uns nicht erklären“, sagt Brachvogel. Aus Projekten in anderen Städten kenne er so etwas nicht. Bei Gesprächen mit den meist älteren Anwohnern habe er oft gehört, man brauche kein schnelles Internet. Die vorhandene Leitung reiche aus. Viele würden wohl auch einen Vertrag mit einem unbekannten Unternehmen scheuen.

„Dabei besteht kein Risiko“, betont Steffes. Es handle sich um einen Vorvertrag, kommt der Glasfaserausbau nicht, sei auch der Vertrag hinfällig. Und ginge Novanetz pleite, würde ein anderes Unternehmen den Betrieb übernehmen: „Die Hauptsache ist doch, dass erst einmal die Infrastruktur da ist.“ Das Ziel sei klar: Schrittweise in ganz Leichlingen eine Infrastruktur mit Glasfaser zu schaffen. Und: Wenn es mit Novanetz nicht klappt, sei die Gelegenheit für die nächsten Jahre erst einmal verstrichen. cebu