Grundschule Büscherhof „Seelenpflaster“ hilft traumatisierten Schülern

Leichlingen. · Eine Kunsttherapeutin widmet sich den schwer beschulbaren Grundschulkindern.

Traumatisierte Kinder haben oft schulische Probleme.

Foto: Patrick Pleul

Die Grundschule Büscherhof geht seit einiger Zeit das Risiko ein, sich einen Ruf als „schwierige“ Schule einzufangen – weil sie damit zugleich eine riesige Chance nutzt: Sie schafft Raum für „Seelenpflaster“ – ein Pilotprojekt der Kunsttherapeutin Marie Fenske, das Kindern Hilfe bietet, die als nicht oder nur schwer beschulbar gelten.

Haben in Büscherhof die Lehrer versagt oder die Schüler aufgegeben? „Gerade nicht“, sagt Schulleiterin Sandra Richter. Vielmehr nehme das gesamte Kollegium die Hilfe wahr, um den Kindern eine Chance zu bieten. Was steckt hinter den „Seelenpflastern“? Es zeichne sich der Trend ab, dass Kinder immer weniger sozialisiert seien. Zudem zähle eine bundesweite Statistik pro 20 Schüler zwei Missbrauchsfälle – auch in Leichlingen. „Viele Kinder haben bei Eintritt in die Schule Gewalterfahrung. Sie leiden unter dem Verlust von Schutz und Fürsorge. Es sind Kinder mit Missbrauchs-, Vernachlässigungs-, Verwahrlosungs- oder Fluchterfahrung. Auch Scheidungen können tiefe Traumata auslösen. Und das gilt nicht nur für Kinder aus Flüchtlingsfamilien oder sozial schwachem Umfeld, sondern aus der ganzen Gesellschaft“, sagt Fenske. Ihre These: „Ist der Kopf voll, ist kein Lernen mehr möglich.“

Die Kinder müssten ihren Lebensmut zurückbekommen, um wieder Platz fürs Lernen zu schaffen. Richter hat in den letzten Monaten erlebt, wie sich schwer belastete Kinder durch die „Seelenpflaster“ verändert haben. „Ein Kind hat mir erzählt, dass die Arbeit mit Marie Fenske wie ,Sonnenstunden’ sei“, erzählt die Rektorin. Die Kunsttherapeutin malt, bastelt und spricht mit den Schülern. Dadurch können sie ausdrücken, was im Unterricht nicht möglich ist.

Es geht den Initiatoren nicht nur um den momentanen Lernerfolg

Das Projekt hat aber nicht nur Einfluss auf den Lernerfolg: „Wenn diese Kinder keine Hilfe bekommen, bleiben sie auf ihrer Problematik sitzen. Dies führt zu Konflikten im Alltag“, betont Fenske. Sie bräuchten Entlastung von ihren traumatischen Erlebnissen. „Ansonsten werden sie oft selbst zu Tätern. Zudem sind sie leichte Beute für radikalisierende Gruppen. Diese suchen sich immer die innerlich Heimatlosen und Schwachen als Opfer zu ihren Zwecken“, sagt die Kunsttherapeutin. Für Richter steht ein Begriff im Mittelpunkt aller Bemühungen um die Kinder: „Würde ist das Hauptwort. Wir müssen die Kinder ernstnehmen.“