Protest Zukunftsängste im Salzmannbau
Düsseldorf · Bilk Der Mieterrat an der Himmelgeister Straße schlägt Alarm. Er fürchtet, dass die Mietpreisbindung entfällt.
Als der Salzmannbau 1994 eingeweiht wurde, feierten Künstler und Studenten, Arme und Reiche, Freunde und Anlieger das Ereignis. Der Komplex an der Himmelgeister Straße sieht nach der Totalsanierung des ehemaligen Jagenberg-Geländes geradezu stattlich aus. 40 Millionen Mark sind in die Instandsetzung geflossen. Die Hälfte des Geldes kam vom Landesministerium für Stadtentwicklung, je sechs Millionen Mark steuerten das Bauministerium und die LEG bei. Die Stadt Düsseldorf beteiligte sich mit acht Millionen. 2006 wurde alles verkauft. Heute ist die LEG-Nachfolgerin die Eigentümerin. Die Vermittlerin für die Künstler, das Bürgerhaus und die Kultureinrichtungen ist das Kulturamt. Die Anlieger aber schlagen Alarm. Sie fürchten, dass die Tage des Kultur- und Sozialzentrums gezählt sind, wenn das Areal aus der Sozialbindung fällt.
Mieter fühlen sich wie im Paradies, das sie erhalten wollen
Wir sprachen mit dem Mieterrat, der sich für den Gesamtkomplex zuständig fühlt. Erster Sprecher ist Jost Budde, der seit der Einweihung im Komplex wohnt. Er sieht sich als Sprachrohr aller Mieter vom Friedensforum über Greenpeace bis zu pro familia und den Verein Mensch, Tier, Umwelt im Bürgerhaus, von den Studenten und Sozialhilfe-Empfängern bis zu den Künstlern. Im Mieterrat arbeiten auch Anke Lohrer, Gerlinde Salentin und Katrin Laade, die sich gleichfalls zum WZ-Gespräch einfanden.
Sie alle haben Zukunftsängste. Sie fürchten, dass sich die Rahmenbedingungen ändern, sobald die Verträge auslaufen. Schon 1994 war der Mietpreis äußerst niedrig. Eine Wohnung kostete je Quadratmeter 6,70 Mark, ein Atelier 4,50 Mark. Auf Euro umgerechnet, wären das noch keine drei Euro. Ein Klacks für heutige Verhältnisse, wo junge Künstler 9 Euro und mehr pro Quadratmeter zahlen müssen. Dementsprechend fühlen sich die Mieter wie im Paradies, das sie erhalten möchten.
Die vier Mieterräte kamen zu unterschiedlichen Zeiten in den Salzmannbau. Anke Lohrer, die seit 2003 ihr Atelier dort hat, zahlt mehr als Budde, und Laade hat wieder eine andere Miete. Sie alle vermeiden es, ihre genaue Miete zu nennen. „Der Preis ist so niedrig, dass wir ihn nicht bekannt geben möchten“, sagt Budde. Schon gar nicht wollen sie sich auseinanderdividieren lassen. Ihr Ziel erklärt Gerlinde Salentin: „Wir wollen nicht, dass mit dem Wegfall der Mietpreisbindung Architekten einziehen, die mehr zahlen können als wir.“ Und Anke Lohrer: „Wir wollen nicht bei stetig steigenden Preisen ausziehen müssen. Eine Adhoc-Erhöhung könnten die meisten von uns nicht stemmen.“ Jost Budde fasst zusammen: „Uns geht es ums Ganze. Wir wollen eine Zukunft für uns und unsere Kinder. Hier wohnen 600 Kinder und insgesamt 3000 Menschen aus 26 Ländern. Das soll so bleiben.“
Zu den Fakten: Eigentümerin ist die Nachfolgerin der Landesentwicklungsgesellschaft LEG. Das Kulturamt ist zuständig für Jazz-Schmiede, Kunstraum, Atelier am Eck, Bürgerhaus und Ateliers. Mit im Boot sind auch Jugendamt und Sozialamt. „Mit unseren Ängsten haben wir die Stadt aufgeweckt. Sie hatte gar nicht auf dem Schirm, dass die Verträge auslaufen könnten“, so Budde. Das erste Ziel des Mieterrats sei es daher: „Wir wollen die Mietverträge einsehen. Nur dann können wir neue Verträge abschließen. Aber das Kulturamt kennt sie nicht und findet sie nicht.“
Eine Mitarbeiterin im Kulturamt soll juristische Fragen klären
Wir erreichen Karin Rauers aus dem Kulturamt schon im Urlaub. Sie stellt klar: „Natürlich sind die Verträge da. Aber bei den Zuschuss-Bewilligungen ist noch nicht alles zusammengetragen. Die individuellen Verträge wurden zu unterschiedlichen Zeiten geschlossen. Das ist total konfus. Hier sagt jeder etwas anderes. So viel steht fest: Die Sozialwohnberechtigungsscheine gelten sogar bis 2027.“
Kulturdezernent Hans-Georg Lohe hat kurz vor dem eigenen Urlaub eine Mitarbeiterin seines Hauses damit beauftragt, in der Zwischenzeit alle Rahmenbedingungen juristisch zu prüfen. Danach erfolgt ein Termin mit der Eigentümerin. Aber das brauche seine Zeit. Erst anschließend habe man Klarheit, wie es um den Salzmannbau, seine Bewohner und seine öffentlichen Flächen stehe.