„Ich will nicht mehr so nervös werden“

Interview Ringerin Aline Rotter-Focken spricht über ihre WM-Medaille und die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele.

 Aline Rotter-Focken zeigt nach der erfolgreichen Ringer-WM in Kasachstan ihre Bronzemedaille.

Aline Rotter-Focken zeigt nach der erfolgreichen Ringer-WM in Kasachstan ihre Bronzemedaille.

Foto: dpa/Kadir Caliskan

Die Ringerin Aline Rotter-Focken verbrachte nach ihrem Gewinn der Bronze-Medaille bei der WM in Nur-Sultan noch ein paar Tage mit Familie in der kasachischen Hauptstadt. Sie fieberte mir ihrer Landsfrau Anna Schell mit, die wie sie den dritten Platz holte und damit ebenfalls für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio qualifiziert ist. Erst am Samstag kehrte die 28-Jährige in ihre Wahlheimat Triberg im Schwarzwald zurück, am Sonntagabend gab es dort noch einen feierlichen Empfang. Mit der WZ sprach die gebürtige Hülserin über die WM und die Zukunft.

Was bedeutet Ihnen die Bronze-Medaille?

Aline Rotter-Focken: Ich bin megaglücklich. Mein Hauptziel war ja die Olympia-Qualifikation gewesen. Ich habe aber auf eine Medaille geschielt. Es ist ein super Ergebnis. Ich habe nach der Auslosung Erleichterung gespürt, weil ich nicht sofort gegen die Hochkaräter heran musste. Es entstand dadurch aber auch Druck. Es ist meine vierte WM-Medaille.

Das Duell mit der späteren Weltmeisterin Adeline Gray ging im Halbfinale knapp verloren. Wie blicken Sie auf die Niederlage zurück?

Rotter-Focken: Es war das erste Duell mit ihr. Wir kennen uns aber schon ewig. Ich war vor zwei Jahren zu ihrer Hochzeit eingeladen, konnte aber nicht hin. Ich kannte ihren Stil. Ich wusste, dass ich gewinnen kann. Am Ende des Kampfes musste ich etwas riskieren. Ich war etwas enttäuscht danach. Aber ich war in diesem Kampf losgelöst nach der geschafften Quali. Davor hatte ich einen enormen Leistungsdruck verspürt. Es war ein lehrreicher Kampf für mich gewesen.

Was sind die Stellschrauben, an denen Sie noch drehen wollen im Hinblick auf die Olympischen Spiele im nächsten Jahr?

Rotter-Focken: Ich habe eine Liste im Kopf, die ich abarbeiten möchte. Es gibt vor allem den mentalen Bereich. Ich will nicht mehr so nervös werden. Wenn ich losgelöst ringe wie im Halbfinale, dann bin ich noch besser. Dann gibt es strategisch-technische Dinge. Wie kann man Angriffe besser umsetzen? Wie erhöhe ich die Erfolgsquote? Ich bin ja so eine kleine Perfektionistin.

Andere Favoritinnen wie Erica Wiebe oder Yasemin Adar sind schon früh bei der WM gescheitert, müssen sich nun im Frühjahr noch für Olympia qualifizieren. Überrascht?

Rotter-Focken: Die WM war in dieser Gewichtsklasse schon verrückt. Aber das ist Ringen. Die Weltspitze ist so eng beieinander. Es gibt so viele gute Frauen. Daher ist jede Medaille ein Riesenerfolg.

Was bedeutet nun die Gewissheit, fast ein Jahr Vorbereitung auf Olympia zu haben?

Rotter-Focken: Ich bin sehr ehrgeizig, schieße manchmal auch über das Ziel hinaus. Es gibt mir Sicherheit und Ruhe. Ich kann mir nun ein Jahr lang einen Plan machen.

Wie sehen die nächsten Monate aus?

Rotter-Focken: Ich werde nun erstmal einen Monat lang keine Ringermatte betreten, dem Körper mal eine Pause geben, die Wehwehchen auskurieren, aus den Hallen rauskommen. Ich mache nun erstmal Urlaub, den brauche ich ganz dringend. Ich fliege eine Woche nach Rhodos. Nach zwei bis drei Wochen fange ich mit lockerem Aufbautraining wieder an. Dann steht die böse Grundlagenphase an mit sehr viel Training. Die Grundfitness legen für lange Kämpfe. Im Dezember wird es auch noch Lehrgänge in der Türkei geben. Ab Januar folgt dann der normale Betrieb.

Dann stehen Turniere wie die Europameisterschaft an.

Rotter-Focken: Es ist noch offen, ob ich an der EM im Februar teilnehme. Das spreche ich mit meinem Trainer noch ab.

Wie oft sind Sie noch in Krefeld?

Rotter-Focken: Nicht mehr so oft. Aber ich versuche es so oft wie es geht. Momentan ist es etwa einmal im Monat an einem Wochenende. Ich wollte auch mal eine Woche nach Hause kommen und in Krefeld trainieren und Freunde treffen.