Alltagskultur: Achtung, Personen auf der Fahrbahn
Riesenfest auf der Autobahn: Die A 40 wird für ein gigantisches Picknick auf 60 Kilometern gesperrt.
Essen. Wo sonst mehr als 160.000Autos am Tag vorbeirauschen, gibt es am 18. Juli Alltagskultur an 20.000 Biertischen. Die wichtigste Ruhrgebiets-Autobahn A40 wird auf 60 Kilometern zwischen Duisburg und Dortmund für den Verkehr gesperrt, damit Feuerwehrfrauen, Stegreifpoeten und Frischverheiratete, Philosophen, Pudelfreunde und die zahllosen Hobbymusiker zum Zug kommen.
Ziel der mehr als zwei Millionen Euro teuren Aktion "Stillleben" - eines der Schlüsselprojekte der Kulturhauptstadt 2010 - ist es, die ganze Region zusammenzuschweißen. 750.000 Euro sollen Presseberichten zufolge allein die Verschönerungsmaßnahmen und Kunst-Installationen entlang der Strecke gekostet haben - finanziell mehr als klamme Städte wie Bochum, Duisburg oder Dortmund bringen 100.000 Euro nur für diesen einen Tag auf.
Eine Million Besucher werden erwartet. "Das wird hoffentlich der emotionale Gründungstag der ,Metropole Ruhr’", sagt Ruhr.2010-Chef Fritz Pleitgen. Die Behauptung einer solchen Metropole, die mit über fünf Millionen Einwohnern theoretisch Paris, London und Berlin ebenbürtig wäre, findet sich bisher vor allem in Hochglanzbroschüren. Denn im bundesweit engsten Ballungsraum dominiert traditionell das politische Fingerhakeln. Die jahrelange Vorbereitung der Autobahnsperrung könnte ein positives Gegenbeispiel geben: Alle zogen mal am selben Strang.
Weil am Mittwoch auch die Genehmigungen für die Sperrung kamen, haben Freizeitkünstler am 18. Juli tatsächlich von 11 bis 17 Uhr Gelegenheit, sich an den Tischen zu präsentieren. Drumherum wird flaniert und geradelt.
Leicht nervös blicken aber auch erfahrene Manager wie Fritz Pleitgen auf den Termin. Denn gutes Wetter ist für den Erfolg unabdingbar. Zudem sind zehn Tage vor dem Start noch mindestens 2000 Tische unbesetzt. Tischtickets können bis Montag, 12. Juli, gebucht werden unter Tel. 01805/152010 oder im Netz.