Vom Leiden an der Liebe

Gustav Mahler wurde vor 150 Jahren geboren. Vor 100Jahren legte er sich bei Sigmund Freud auf die Couch – davon handelt Percy Adlons neuer Kinofilm.

Wien. Er war umjubelt und umstritten - Gustav Mahler war Ende des 19. Jahrhunderts einer der berühmtesten Dirigenten, doch mit seinen Kompositionen stieß er auf wenig Verständnis. Doch er verkündete: "Die Zeit für meine Musik wird noch kommen."

Aber er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass es so lange dauern würde. Unter der Nazi-Herrschaft waren seine Kompositionen verboten. Erst in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts fanden seine Symphonien regelmäßig Einlass in die Konzertsäle, seither aber feiert der Spätromantiker Triumphe.

Gustav Mahler hat sich während seines nur 51-jährigen Lebens stets gemüht, seine inneren Widersprüche auszugleichen. Als strenger Zuchtmeister trat er an der Wiener Hofoper auf. Mit schier unerschöpflicher Energie trieb er Reformen voran, betreute in zehn Jahren 122 Premieren.

Für das Komponieren, das ihm mehr am Herzen lag, hatte er nur in der Sommerpause Zeit - doch auch das betrieb er mit eiserner Disziplin. Am Wörthersee ließ er eine luxuriöse Villa für die Familie bauen, für die Arbeit mit der Musik zog er sich in eine spartanische Kate im Wald zurück. Jeden Sommer saß er in seinem Komponierhäuschen, schaffte ein gewaltiges Pensum. Über die Jahre spiegelt seine Musik die Entwicklung von einem Beobachter der Natur über einen innerlich zerquälten Menschen zum optimistischen Hymniker wider.

Er baute Kuhglocken, Volkslieder und -tänze in seine Werke ein, missachtete "die Grenze zwischen der Musik als Kunst und der Trivialmusik". Belastet wurde seine Arbeit zusätzlich durch antisemitische Kampagnen, so dass Mahler seinen Posten als Direktor der Wiener Hofoper schließlich aufgab, für den er zuvor zum Katholizismus konvertiert war.

Am Mittwoch jährt sich sein Geburtstag zum 150. Mal. Am Mittwoch läuft auch der Kinofilm "Mahler auf der Couch" von Percy und Felix Adlon an, der ihn wie unter einem Brennglas betrachtet, obwohl die Figuren bisweilen skurril wirken. 1910 findet Mahler durch einen fälschlich an ihn adressierten Brief heraus, dass seine 19 Jahre jüngere Frau Alma (Barbara Romaner) ein Verhältnis mit dem jungen Architekten Walter Gropius hat.

Er reagiert mit rasender Eifersucht, kann nicht mehr komponieren, sucht Rat bei dem Psychotherapeuten Sigmund Freud (Karl Markovics). Drei Mal sagt er ab, dann besucht er ihn im niederländischen Leiden. Das Treffen ist verbürgt, der Inhalt der Konsultation nicht. Alma bleibt bei ihm, hält aber Gropius als Liebhaber, Mahler komponiert wieder, stirbt aber ein Jahr später an seiner Herzkrankheit. Freuds Rechnung hat er nie beglichen.