Autobiographie: Wie Kurt Beck auch an der Literatur scheiterte

Gerhard Schröder sollte das Buch des Ex-Parteichefs in 14 Tagen vorstellen. Doch jetzt ist fraglich, ob es überhaupt kommt.

Düsseldorf. Ein Leben wird erst so richtig rund durch seine Niederlagen. Und wer wirklich etwas gelten will in unserer aufgeklärten Welt, der sollte doch besser schon einmal grandios gescheitert sein. Oder zumindest den Eindruck erwecken, denn nichts ist so abstoßend und langweilig wie der gedankenlose, dumpfe Triumph.

Beste Aussichten also für den Buchautor Kurt Beck, dessen Autobiographie so gut wie fertig war. Und tatsächlich war alles auch schon bis ins kleinste geplant: Das Cover zeigt den zufrieden strahlenden SPD-Chef, den Blick in eine lichte Zukunft gerichtet.

Über ihm der Titel in Riesenlettern: "Ein Sozial-Demokrat". Untertitel: "Die Autobiographie". Und die Marketing-Abteilung des Münchner Pendo-Verlags hatte auch schon alle Vorbereitungen getroffen: Am 26. September wollte Altkanzler Gerhard Schröder - ja, tatsächlich der - mit Beck zusammen in Berlin das Werk vorstellen, am 30. September sollte dann der Band in allen Buchhandlungen liegen. Doch dann kam dieses merkwürdige Wochenende dazwischen - und alles ist wieder fraglich.

"Der Verlag geht mit sehr großer Wahrscheinlichkeit von einer Veröffentlichung des Buches aus." So lapidar ist die offizielle Stellungnahme des Pendo-Verlags. Die - nimmt man sie beim Wort - ja nicht einmal ausschließt, dass Kurt Beck und seine Mietschreiber nur für den Papierkorb in die Tasten gegriffen haben. Allerdings macht der Verlag noch Hoffnung: Über den Zeitpunkt einer Veröffentlichung und auch die Art der Präsentation gebe es erst in der kommenden Woche "Neuigkeiten zu vermelden".

Die Probleme für Beck und den Verlag liegen ja auf der Hand: Wer wollte ernsthaft eine Autobiographie kaufen, die den Höhepunkt der Karriere ihres Helden, der sich - so dialektisch ist das Leben des Sozialdemokraten gelegentlich - gerade im Sturz vom Höhepunkt manifestierte, einfach ausspart?

Becks Leben ohne den hinterhältigen Müntefering, Becks Sturz ohne den aalglatten Steinmeier, Becks Vernichtung ohne die Strippenzieher in der zweiten Reihe, in Hauptstadtredaktionen und bei "Spiegel Online" - wer wollte so etwas lesen? Richtig: kein Mensch.

So muss nun das schon fertige Werk wohl um die entscheidenden Stunden des Kurt Beck erweitert werden. Ob’s gelingt, auch im vorgesehenen Zeitrahmen, werden wir nächste Woche erfahren.

Inzwischen aber melden sich schon namenlose Helfer im Internet, um dem derzeit arg strapazierten Pfälzer unter die Arme zu greifen. Sogar ein aktualisierter Cover-Entwurf ist dort schon zu finden: "Kurt Beck. Ich bin dann mal weg. Die Autobiographie."

Okay, ist ja nur ein Vorschlag.