Kommissar Brunetti muss schwitzen

Die Autorin Donna Leon erlöst ihren Commissario in seinem 19. Fall nicht von Venedig: Der Zug in die Ferien fährt ohne ihn.

Venedig. Nur der Gedanke an den bevorstehenden Urlaub hält Guido Brunetti noch aufrecht. Der Commissario stöhnt unter der Hitze, die Venedig seit Tagen heimsucht und selbst die Verbrecherszene zu lähmen scheint. Einzig zwei kleinere Fälle beschäftigen den Polizisten noch, bevor er sich mit der Familie in die Berge absetzt.

Ein Freund glaubt, Unregelmäßigkeiten bei der Abwicklung von Gerichtsfällen erkannt zu haben. Und Brunettis Kollege, Ispettore Vianello, macht sich Sorgen um seine Tante, die offenbar einem Betrüger aufgesessen ist: Jedenfalls dezimiert Anita das Familienvermögen in beängstigender Weise. „Auf Treu und Glauben“ heißt das Buch, in dem Autorin Donna Leon ihren Commissario zur Aufklärung seines 19. Falls durch die Lagunenstadt schickt.

Selbstverständlich wird aus dem Urlaub vorerst nichts. Brunetti muss auf dem halben Wege nach Südtirol in den Zug zurück steigen, weil in Venedig ein Mord geschehen ist. Das Opfer ist ausgerechnet jener Mann, der mit der Verschleppung von Gerichtsterminen zu tun haben soll.

Die Ermittlungen sind mühsam, weil Brunetti von seinem Vorgesetzten, Vice-Questore Patta, wie gehabt ausgebremst wird. Außerdem liegt ihm Vianello wegen seiner Tante in den Ohren. Schließlich gelingt es dem Polizisten-Duo, in beiden Fällen Licht ins Dunkel zu bringen — mit dem für sie mal wieder frustrierenden Ergebnis, an den Ursachen nichts verändert zu haben. Verbrecher und Beamte pflegen in Italien eben oft eine innige Beziehung.

Spektakulär ist dieser Fall nicht. Ins Schwitzen gerät man nur, wenn man sich mit Brunetti durch das in der Hitze brütende Venedig quält. Die menschliche Wärme, die der Commissario ausstrahlt, ist hingegen genauso wohltuend wie die Realitätsnähe und Ironie der Autorin.

Die Bücher der in Venedig lebenden Amerikanerin Donna Leon schöpfen ihre Energie aus der präzisen Beobachtung ihrer Wahlheimat. Sie verknüpft unverhohlene Kritik an Behördenfilz und Korruption mit liebevollen Schilderungen von Land und Leuten. Nicht zuletzt sind nach fast 20 Jahren die Protagonisten der Krimireihe alte Bekannte, mit denen man sich gern einen Wein oder Espresso genehmigt. Sie in einem neuen Fall wiederzutreffen ist ein bisschen wie nach Hause zu kommen.

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