Man Booker Prize geht an Australier Richard Flanagan

London (dpa) — Der australische Autor Richard Flanagan hat den Man Booker Prize für englischsprachige Literatur erhalten.

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Der 53-Jährige überzeugte die Jury des wichtigsten britischen Literaturpreises mit seinem Roman „The Narrow Road to the Deep North“, der vom Schicksal seines Vaters als Kriegsgefangener der Japaner im Zweiten Weltkrieg inspiriert ist. Auf Deutsch ist es noch nicht erschienen. Prinz Charles' Frau Camilla überreichte die mit 50 000 Pfund (knapp 63 000 Euro) dotierte Auszeichnung am Dienstagabend in London dem sichtlich gerührten Flanagan.

Seit diesem Jahr können Schriftsteller aus der ganzen Welt die Auszeichnung bekommen - vorausgesetzt, ihr Werk ist im Original in Englisch geschrieben und in Großbritannien erschienen. Zuvor war der Preis Autoren aus dem Königreich, dem Staatenbund Commonwealth und Irland vorbehalten gewesen. Kritiker hatten befürchtet, US-amerikanische Schriftsteller könnten von nun an den Preis dominieren.

„The Narrow Road to the Deep North“ handelt vom Bau der berüchtigten Thailand-Burma-Eisenbahn, die auch Todeseisenbahn genannt wird. Als Kriegsgefangener der Japaner musste Flanagans Vater auf der Baustelle schuften. Sein Vater habe ihm die japanischen Wörter für seine Gefangenennummer beigebracht, erzählte der Preisträger am Mittwoch dem Sender BBC. „Ich wusste, dass ich dieses Buch schreiben muss.“ Es sei aber nicht die Geschichte seines Vaters, sondern eine Geschichte über Liebe. Fünf frühere Entwürfe des Buchs habe er verbrannt.

Flanagan gilt als einer der führenden Schriftsteller seines Heimatlandes. Er wurde auf der zu Australien gehörenden Insel Tasmanien geboren, wo er auch lebt. Als 16-Jähriger verließ er die Schule, konnte aber dank eines Stipendiums trotzdem einen Abschluss an der renommierten britischen Oxford-Universität machen. Bevor er Romane schrieb, verfasste Flanagan einige historische Sachbücher.

Ins Deutsche übersetzt wurden die Romane „Am Anfang der Erinnerung“ (1998), „Goulds Buch der Fische“ (2002), „Tod auf dem Fluss“ (2004), „Mathinna“ (2009) und „Begehren“ (2011). Seine eigene Verfilmung von „Am Anfang der Erinnerung“ (Original: „The Sound of One Hand Clapping“) nahm 1998 an der Berlinale teil.

Im vergangenen Jahr hatte die erst 28 Jahre alte Autorin Eleanor Catton aus Neuseeland für „The Luminaries“ den Man Booker Prize als bisher jüngste Gewinnerin erhalten. Frühere Preisträger sind unter anderen Salman Rushdie („Mitternachtskinder“), Arundhati Roy („Der Gott der kleinen Dinge“) und Thomas Keneally („Schindlers Liste“). Sponsor des Preises, der seit 1969 vergeben wird, ist seit 2002 die Investmentfirma Man Group.