„Royally Incorrect“ Prinz Philip, der Meister der Fettnäpfchen
Berlin (dpa) - Im vergangenen Sommer ist Prinz Philip in Rente gegangen. Im Alter von 96 Jahren ist das mehr als verständlich. Doch nicht nur für Liebhaber der Royals ist es ein Verlust. Denn mit dem „erfahrensten Gedenktafel-Enthüller aller Zeiten“, wie sich der Gatte der Queen einmal selbst spöttisch titulierte, ist auch einer der bissigsten Kommentatoren von der Weltbühne abgetreten.
Schließlich sind die schrägen Sprüche des Prinzen Legende. Ob Präsidenten und Regierungschefs anderer Staaten, Bewohner des einstigen britischen Empires oder Stars und Sternchen aus der Showbranche - im Laufe des jahrzehntelangen Wirkens des Prinzen bekam so gut wie jeder einmal sein Fett ab.
Wer den offiziellen Abgang des Prinzen bedauert, der kann jetzt in dem Buch „Royally Incorrect“ in Erinnerungen schwelgen. Es vereinigt nicht nur die besten Sprüche von Prinz Philip, sondern versucht zumindest ansatzweise auch die Hintergründe der politischen Inkorrektheit des Herzogs von Edinburgh zu ergründen. Manche der hier aufgeführten Sprüche sind oft zitiert und dadurch fast schon Allgemeingut geworden, andere nicht weniger köstliche Ausrutscher des Prinzgemahls gilt es noch zu entdecken.
Was manchmal vergessen wird: Prinz Philips Kindheit und Jugendjahre waren alles andere als ein Zuckerschlecken. Schon als Kleinkind musste der Sohn des Prinzen Andreas von Griechenland und Dänemark und seiner Frau Alice von Battenberg ins Exil. Nach der Trennung der Eltern und der Erkrankung seiner Mutter an Schizophrenie lebte er jahrelang bei verschiedenen Verwandten und später in Internaten. In dieser schwierigen Jugend, so Autor Rory Scarfe, lernte Prinz Philip eine Mauer um sich zu bauen und keine Verletzungen an sich heranzulassen.
Das führte zu einer gewissen Ruppigkeit, die der junge Prinz im Jahr 1942 einmal selbst in einem Brief an einen Verwandten einräumte: „Ich bin unhöflich und ungezogen, und ich mache viele unpassende Bemerkungen, die andere Leute treffen, was mir im Nachhinein klar wird. Dann tut es mir immer leid, und ich versuche, die Angelegenheit wieder in Ordnung zu bringen.“ Vor diesem Hintergrund dürfte es Prinz Philip schwer gefallen sein, sich nach seiner Heirat dem Reglement höfischer Etikette zu unterwerfen.
Als Botschafter des Vereinigten Königreichs mangelte es ihm bei seinen weit über 600 Reisen rund um die Welt auffallend häufig an diplomatischer Finesse. Geradezu legendär ist sein Auftritt beim Präsidenten von Nigeria im Jahr 2003. Als dieser ihn in einer landesüblichen bestickten, langen Robe empfing, konstatierte Philip: „Sie sehen aus, als wollten Sie schon ins Bett gehen!“ Ebenfalls fast schon Kultstatus hat seine Bemerkung erlangt, mit der er im australischen Queensland 2002 einen Stammesführer der Aborigines begrüßte: „Werft ihr eigentlich immer noch mit Speeren aufeinander?“.
Doch nicht nur in der Ferne, auch im heimatlichen Großbritannien hat sich der Herzog von Edinburgh mit seinen verrutschten Bemerkungen nicht nur Freunde gemacht. Einen schottischen Fahrlehrer verblüffte er einmal mit folgender Frage: „Wie schaffen Sie es bloß, die Einheimischen lange genug vom Alkohol fernzuhalten, dass sie die Prüfung ablegen können?“.
Prinz Philips Bissigkeit macht selbst vor der eigenen Familie nicht halt. So charakterisierte er seine Tochter Anne, eine ausgesprochene Pferdenärrin, wenig taktvoll mit diesen Worten: „Wenn es nicht furzt oder Heu frisst, ist sie nicht interessiert.“ Wenig Begeisterung zeigte er für das Haus seines Sohnes Andrew. Sein Sohn logiere im „Schlafzimmer einer Nutte“, ätzte Philip. Seine Frau, Königin Elizabeth, nennt der Prinzgemahl angeblich „Kohlkopf“ oder „Würstchen“. Klingt nicht gerade charmant, soll aber liebevoll gemeint sein. Gut dass die Queen über „Toleranz im Überfluss“ verfügt, wie der Prinz Philip einmal anmerkte. Mehr Lob von einem Lästermaul geht nun wirklich nicht.
Rory Scarfe: Royally Incorrect. Die besten Sprüche von Prinz Philip, Prinz Fettnapf, C.H. Beck Verlag, München, 127 Seiten, 8,95 Euro, ISBN 978-3-406-71827-4