Roman: Endlich ein Happy End für Scarlett und Rhett
In den Südstaaten wird wieder gelitten und geliebt.
Nach "Vom Winde verweht" und "Scarlett" liegt nun mit dem Roman "Rhett" endlich der dritte Teil der Südstaaten-Saga in den Buchhandlungen. Donald McCaigs "Rhett" sollte zum Vorbild aller Fortsetzungsgeschichten werden.
Denn: Es gibt endlich ein Happy End. Scarlett und Rhett finden für immer zusammen und dabei so stilistisch ausgefeilte Worte wie: "Meine liebe Scarlett, du bist das bezaubernste weibliche Wesen auf dieser Welt." Endlich sind Krieg, Rassenhass und penetrante Jugendlieben namens Ashley passé, ist der letzte Rest lästiger Realismus abgestreift! Das ist gut für die Seelenruhe und reduziert die Müllberge tränengetränkter Taschentücher. Ganz nebenbei ist der Rhett-Roman also auch noch gut für die Umwelt.
Deshalb sind die Autoren dieser Welt an die Federn gerufen, es McCaig gleich zu tun: In "Romeo und Julia, Volume II" könnte dem Liebespaar der Magen ausgepumpt werden, bevor das Gift wirken kann. In "Die Ankunft des Godot" bekommt das Leben von Becketts Wartenden endlich einen Sinn und in "Die Berufung" gewinnt Kafkas K. seinen Prozess.
In "Irrungen und Entwirrungen" brennt Fontanes Botho doch noch mit seiner bürgerlichen Liebe Magdalene durch und in "Die Freuden des jungen Werther" segnet der störende Albert rechtzeitig das Zeitliche, um an Lottes Seite Platz zu machen. Dann gilt selbst für Goethes bislang akut selbstmordgefährdeten Helden: Morgen ist auch noch ein Tag.
All die Tristesse der fiktiven Welt könnte mit wenigen Zeilen vom Winde verweht sein! Das "Rhett"-Prinzip macht Literatur harmonischer und das Leben lebenswerter. Vielleicht auch ein bisschen langweilig und eindimensional. Aber vergessen Sie diese kritischen Worte: Die würden doch das schöne Happy End zunichte machen.