Salman Rushdies modernes Märchen
New York (dpa) - Andere Väter bauen eine Eisenbahn oder ein Baumhaus für ihre Söhne, Salman Rushdie schreibt ihnen Bücher. Gut zwanzig Jahre liegen zurück, seit der weltberühmte Schriftsteller seinem älteren Sohn Zafar das Kinder- und Jugendbuch „Harun und das Meer der Geschichten“ widmete.
Jetzt ist die Fortsetzung da, ein Geschenk von Rushdie an seinen zweiten Sohn Milan. „Luka und das Lebensfeuer“ ist ein modernes Märchen, eine ebenso packende wie inspirierende Reise in das Land der Magie, an dessen Ende der 12-jährige Protagonist trotz haarsträubendster Hindernisse sein Ziel erreicht.
Luka ist der Sohn des bekannten Geschichtenerzählers Raschid Khalifa. Eines Tages treffen sie auf den Wanderzirkus „Großer Ring des Feuers“, der in ihrer Stadt Kahari seine Zelte aufbauen will. Natürlich wünscht sich Luka nichts mehr als den Besuch einer Vorstellung. Doch Vater Raschid warnt: „Bei diesem Zirkus sind sie nicht nett zu den Tieren“. Tatsächlich kann Luka das Elend in den Käfigen sehen und brüllt den Zirkusdirektor, Captain Aag, an: „Mögen deine Tiere dir nicht länger gehorchen und die Feuerringe dein blödes Zelt verbrennen!“
Sein Fluch hat schwerwiegende Folgen. Noch in derselben Nacht verweigern die Tiere dem Direktor den Dienst. Wenige Stunden später steht der Zirkus in Flammen. Bald darauf verliert aber auch Vater Raschid seine Kräfte und fällt in einen tiefen Schlaf - ein Racheakt des verbitterten Captain Aag. Nur das Lebensfeuer, das auf dem höchsten Berg der Wissensberge brennt, kann Raschid vor dem Tod retten. Begleitet von seinen Freunden, einem Tanzbär und einem singenden Hund, macht sich Luka auf den Weg.
Was er dabei erlebt, ist atemberaubend, ein einziges Feuerwerk von Rushdies Fantasie. Der Schriftsteller verknüpft Elemente aus der Welt der Videospiele mit Anleihen aus „Tausend und eine Nacht“. Obwohl sich seine Sprache an junge Leute richtet, ist der Stoff so reich, dass er auch ältere Leser anspricht. Rushdies Geschichte bezaubert, sie ist inspirierend und gespickt mit philosophischen Gedanken und dem Erfahrungsschatz des 64-jährigen Autoren.
Rushdies Familie stammt aus Indiens umkämpfter Kaschmir-Region. Er selbst kam in der Metropole Bombay, dem heutigen Mumbai, zur Welt, wuchs aber in Großbritannien auf. Die Queen schlug ihn in Anerkennung seiner literarischen Verdienste 2007 zum Ritter. Rushdie erhielt einige der höchsten Auszeichnungen der Welt für Literaten, darunter mehrere Booker-Preise. Er lebt seit Jahren in New York und schreibt derzeit seine Memoiren.