Schriftsteller A.B. Yehoshua wird 75

Tel Aviv (dpa) - Abraham B. Yehoshua, einer der bekanntesten israelischen Schriftsteller, hat den Ruf eines Provokateurs. Mit Äußerungen zur Bedeutung der jüdischen Diaspora löste er vor fünf Jahren einen Sturm der Empörung aus.

Vor jüdischen US-Repräsentanten sagte er damals in Washington, die jüdische Identität im Ausland sei weniger stark ausgeprägt als in Israel. „Israeli sein ist meine Haut, nicht meine Jacke“, sagte Yehoshua, der am Freitag (9. Dezember) 75 Jahre alt wird. Später musste er sich entschuldigen, weil viele US-Juden sich durch seine Worte beleidigt fühlten.

Der weißhaarige Erfolgsautor wurde 1936 in Jerusalem geboren, wo seine Familie mit orientalischen Wurzeln schon seit fünf Generationen lebte. An der Hebräischen Universität studierte er dort Literatur und Philosophie, von 1963 bis 1967 unterrichtete er in Paris. Heute lebt er in der Hafenstadt Haifa im Norden des Landes, wo er auch an der Universität lehrte.

Yehoshuas Werke wurden bisher in rund 30 Sprachen übersetzt. Auf Deutsch erschienen unter anderem „Freundesfeuer“ (2009), „Die befreite Braut“ (2003) und „Der Liebhaber“ (1999). Sein Roman „Die fünf Jahreszeiten des Molcho“ (1989) wurde zu einem der zehn wichtigsten Bücher Israels gekürt. Für seine literarische Arbeit erhielt Yehoshua zahlreiche Preise, darunter 1995 den Israel-Preis, die höchste Auszeichnung des Landes.

Als wichtiges literarisches Vorbild nannte er den US-Schriftsteller William Faulker (1897-1962). „Faulkner ist der größte Schriftsteller des 20. Jahrhunderts“, sagte Yehoshua in einem Interview. Sich selbst beschreibt er als „Themen-Schriftsteller“, weil er von Thema zu Thema springe und jeweils eines in seinen Werken behandele.

Immer wieder meldet er sich auch in tagespolitischen Fragen zu Wort. 2006 forderte er etwa während der Kämpfe im Libanon eine Waffenruhe. Ein Jahr später sprach er sich gemeinsam mit anderen Schriftstellern für Verhandlungen Israels mit der radikalislamischen Hamas aus. Dies galt damals als besonders kontrovers, weil die Organisation gerade erst mit Gewalt die Kontrolle über den Gazastreifen an sich gerissen hatte.