Bayreuth: Wolfgang Wagners Abschied

Mit dem „Parsifal“ und viel Prominenz begannen die Festspiele.

Bayreuth. Die Schaulustigen und Fotografen müssen lange warten: Erst wenige Minuten vor Beginn der Eröffnung der 97. Richard-Wagner-Festspiele zeigen sich der betagte Festspielleiter Wolfgang Wagner und seine Tochter Katharina vor dem Portal. Eine Frau fehlt Freitag in Bayreuth auf dem obligatorischen Familienfoto: Eva Wagner-Pasquier.

Nach dem Rücktritt des 88-jährigen Patriarchen sollen die beiden Halbschwestern künftig die Festspiele leiten, die mit einer Neuinszenierung des "Parsifal" in der Regie von Stefan Herheim eröffnet wurden.

Entgegen der Tradition begrüßt die Familie Wagner die Ehrengäste mit Bundeskanzlerin Angela Merkel an der Spitze nicht vor dem Königsportal. Angesichts der strahlenden Sonne und schwüler Temperaturen ziehen es der betagte Wagner und seine 30 Jahre alte Tochter vor, gemeinsam die Hände der Prominenz im kühlen Inneren des Musentempels zu schütteln.

Eva Wagner-Pasquier kann zum Leidwesen der vielen Wagnerianer wegen ihrer Verpflichtungen beim Festival in Aix en Provence nicht bei der Premierenvorstellung dabei sein.

Wolfgang Wagner und seiner Tochter Katharina gelten die Dankesworte von Kulturstaatsminister Bernd Neumann und, beim Staatsempfang am späten Abend, von Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein. Sie würdigen das großartige Lebenswerk des dienstältesten Intendanten der Welt, der sein Amt zum 31. August, dem Tag nach seinem 89. Geburtstag, niederlegen wird.

Neues hat Katharina Wagner längst in die Wege geleitet. Am Sonntag wird mit ihrer Inszenierung der "Meistersinger von Nürnberg" erstmals eine Aufführung live und zum Nulltarif, wie es sich Urgroßvater Richard gewünscht hat, unter freiem Himmel, aber auch gegen Bezahlung im Internet übertragen. "Richard Wagner wollte, dass jeder seine Kunst sieht", sagt sie. Bei der Festspielnacht auf dem Bayreuther Volksfestplatz sollen die Bayreuther Bürger und nicht nur diese sehen, "was hier stattfindet".

Auf dem grauen Schotter und Asphalt des Festplatzes laufen unterdessen die letzten Vorbereitungen für das Public Viewing und die Verköstigung von bis zu 15000 Wagnerfans. Die LED-Wand ist 90 Quadratmeter groß und sieben Tonnen schwer.