Darmstädter Generalmusikdirektor wirft den Taktstock hin

Darmstadt (dpa) - Großes Theater am Theater: Der Generalmusikdirektor des Staatstheaters Darmstadt hat am Freitag den Taktstock hingeschmissen. Constantin Trinks erhebt schwere Vorwürfe gegen den Darmstädter Intendanten John Dew und das hessische Kunstministerium.

Der Intendant führe einen „jede Zumutbarkeit sprengenden Rachefeldzug“ gegen ihn; das Ministerium stelle sich „schützend vor die Machenschaften des Intendanten“, teilte sein Manager und Anwalt Ulrich Schwab am Freitag mit.

Er habe in Trinks' Namen am Freitag dessen Vertrag als Generalmusikdirektor (GMD) zum Ende der laufenden Spielzeit gekündigt. Offiziell endet der Vertrag erst im August 2014. Als Grund nannte der Anwalt die „Strafaktion“ des Intendanten und das Verhalten des Ministeriums, das sich „schützend vor die Machenschaften des Intendanten stellt“. Seinem Mandanten sei „der Boden für eine notwendige vertrauensvolle Zusammenarbeit entzogen“.

Die Vorgeschichte: Generalmusikdirektor (GMD) Constantin Trinks hatte sich geweigert, den Ehemann des Intendanten, Sven Ehrke, als Loge im „Rheingold“ zu besetzen. Daraufhin, so der Vorwurf, habe der Intendant die Lebensgefährtin des Dirigenten, die Sopranistin Alexandra Lubchansky, gemobbt. Der Streit eskalierte derart, dass Kunstministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) sich einschaltete. Ein Sonderaufklärer wurde eingesetzt, er sollte am 21. Dezember die Arbeit aufnehmen.

Im Interview mit dem 3sat-Magazin „Kulturzeit“, das am Freitagabend ausgestrahlt werden sollte, sagte Trinks, seine außerordentliche Kündigung hätten „das Ministerium und Herr Dew zu verantworten“. Die Zustände am Haus seien „einfach nicht mehr zumutbar“. In Darmstadt herrsche kein Klima mehr, in dem er Kunst machen wolle. „Im Prinzip müsste ich sofort den Taktstock niederlegen und sagen: Dankeschön.“

Dew habe seine Frau „unter Druck gesetzt und gemobbt“, sagte Trinks im Interview. Er habe eigenmächtig die Pläne für die nächste Spielzeit geändert, um ihn in Terminnöte zu bringen „und über die Jahre immer wieder meine Vertragsrechte verletzt, indem er mich bei wichtigen Besetzungsfragen ignoriert hat“. Auch das Verhältnis zum Ministerium sei zerrüttet, sagte Trinks, „weil ich in der Tat den Eindruck habe, dass das Ministerium die in meinen Augen fragwürdige Vorgehensweise von Herrn Dew unterstützt“. Aufgrund seiner Gastverpflichtungen habe er seine Residenzpflicht nicht voll erfüllen können - dies aber habe das Ministeriums selbst genehmigt. „Zu behaupten, ich käme meinen Pflichten nicht nach, ist eine Frechheit.“

Das Staatstheater erfuhr von Trinks' Entscheidung aus der Presse und wollte diese nicht kommentieren. Auch aus Wiesbaden gab es zunächst keine Reaktion. Erst am Donnerstag hatte der Deutsche Bühnenverein den Streit als „entwürdigend“ bezeichnet.