Schauspieler Walter Giller gestorben

Hamburg (dpa) - Der „Schelm vom Dienst“ verlässt für immer die Bühne: Filmlegende und Publikumsliebling Walter Giller ist mit 84 Jahren an Krebs gestorben. Der Schauspieler erlag am Donnerstagabend in einer Hamburger Klinik seinem Leiden, wie ein Freund der Familie in München bestätigte.

„Papi ist heute Nacht im engsten Familienkreis ganz ruhig eingeschlafen“, zitierte „bild.de“ seine Tochter Natascha.

Der charismatische Giller, der für Filme wie „Die Drei von der Tankstelle“ oder „Rosen für den Staatsanwalt“ vor der Kamera stand, war seit 55 Jahren mit der Schauspielerin Nadja Tiller verheiratet. Das einstige Glamour-Paar der Wirtschaftswunderzeit lebte seit einiger Zeit in einem Hamburger Seniorenwohnsitz. Sie wohnten Tür an Tür, wie ihr Freund und Manager Erwin Schneider berichtete. „Die Nation hat an ihrem Leben teilgenommen“, sagte er.

Mit seinem lausbubenhaften Charme war Giller seit den 50er Jahren zu einem der größten Komödianten des deutschen Films geworden. Er habe die Kunst des leichten Boulevards beherrscht, sagte Regisseur Leander Haußmann („Sonnenallee“) am Freitag der Nachrichtenagentur dpa. „Da war Walter Giller einer der ganz Großen.“ Er habe Generationen von Menschen unterhalten. Für ihn sei es eine „große Ehre“ gewesen, mit Giller 2009 dessen letzten Kinofilm - die Komödie „Dinosaurier - Gegen uns seht ihr alt aus“ zu drehen.

Weder aus seinem Schauspiel noch aus seiner Krankheit habe Giller eine große Sache gemacht, sagte Haußmann. Er hatte den Eindruck, dass Giller auf das Sterben vorbereitet gewesen sei und „losgelassen“ hatte. Haußmann sagte, sein ganzes Mitgefühl gelte nun Gillers Frau. Die Beziehung der beiden sei eine „ganz, ganz große Liebe“ gewesen. „Das gibt es ja nun wirklich ganz selten, dass zwei so zusammengewachsen sind und so einen eigenen Kosmos miteinander haben.“

Kulturstaatsminister Bernd Neumann erklärte zum Tod des Schauspielers: „Walter Giller hat insbesondere den deutschen Nachkriegsfilm entscheidend mitgeprägt. Vor allem mit seinem komödiantischen Talent hat er sein Publikum begeistert und sich hoher Popularität erfreut. (...) Die deutsche Film- und Theaterlandschaft ist mit seinem Tod ärmer geworden.“

In mehr als 80 Produktionen hat Giller mitgewirkt, darunter in „Peter Voss, der Millionendieb“ mit O.W. Fischer und in „Drei Mann in einem Boot“ mit Hans-Joachim Kulenkampff und Heinz Erhardt. Nur selten konnte sich Giller wie in Wolfgang Staudtes „Rosen für den Staatsanwalt“ oder als Ost-Berliner Lkw-Fahrer in „Zwei unter Millionen“ von seiner ernsthaften Seite zeigen, bekam aber für diese beiden Werke jeweils einen Bundesfilmpreis (1960/62).

Gillers Karriere begann 1947 am Theater. Der in Recklinghausen geborene und in Hamburg aufgewachsene Darsteller brach für die Bühne ein Medizinstudium ab. Erfolge feierte er im Theater in den 60er und 70er Jahren mit der Mary-Chase-Komödie „Mein Freund Harvey“. Von 1989 an stand das Ehepaar Tiller/Giller mit Neil Simons Stück „Plaza Suite“ rund 600 Mal auf der Boulevardbühne.

Doch nicht nur die Filmwelt trauert um Giller. Der beliebte Schauspieler engagierte sich seit vielen Jahren für benachteiligte Kinder in Entwicklungsländern, wie das Kinderhilfswerk Plan in Hamburg erklärte. Gemeinsam mit seiner Frau habe er seit 1995 über Patenschaften die Selbsthilfeprojekte des Kinderhilfswerks in Peru unterstützt. „Für ein Millionenpublikum war Walter Giller ein Idol und bekanntes Gesicht des deutschsprachigen Nachkriegsfilms“, erklärte Werner Bauch, Vorstandsvorsitzender von Plan Deutschland. Er habe aber auch die Gabe gehabt, auf Menschen zuzugehen und sie so für Projekte zu gewinnen.