Der Pionier der Freiluftmalerei
Sechs Museen von Düsseldorf bis Königswinter widmen sich Johannes Wilhelm Schirmer, der den „Deutschen Urwald“ fand.
Düsseldorf/ Neuss. Johann Wilhelm Schirmer (1807 bis 1863) war 30Jahre alt, als er mit seinem Bild "Der deutsche Urwald" Furore machte. Ein kühnes Bild, ungewöhnlich für den Klassizismus der Zeit.
Der junge Maler schiebt einen kolossalen Baum diagonal bis in die Wolken hoch. Vorn im Dunkel gibt er akribisch genau den Schilf am Wasserrand wieder. Das Großformat aus Krefelder Privatbesitz hängt derzeit im Neusser Clemens-Sels-Museum.
Schirmer gilt als Begründer und Vorreiter der Landschaftsmalerei innerhalb der Düsseldorfer Malerschule. Seit frühester Jugend unternahm er an seinem Geburtsort Jülich Spaziergänge in die Umgebung und sah in der direkten Anschauung der Natur eine Grundvoraussetzung seiner Kunst. Dies ist der Anlass für einen Ausstellungsreigen, der sich durch die Museen in Düsseldorf, Neuss, Bonn, Jülich, Königswinter und Bergisch Gladbach zieht. .
Wilhelm von Schadow, damals Akademiedirektor in Düsseldorf, erkannte das Talent seines Schülers. Als er selbst zur traditionellen Italienreise aufbrach, übergab er dem 24-jährigen Studenten 1830 die Landschafts-Klasse. Schirmer packte Malkasten und Pinsel ein und zog mit seinen ersten Studenten ins Neandertal. Duftige, luftige, frische und detailreiche Studien entstanden: Er wird zum Pionier der Freiluftmalerei.
Ein Pestwurz faszinierte ihn, heute hängt die Ölskizze im Museum Kunst Palast am Düsseldorfer Ehrenhof. Bettina Baumgärtel, Fachfrau für die "Düsseldorfer Malerschule", ist begeistert von diesem Maler, der frei von der Bedeutungsschwere eines Caspar David Friedrich sein Interesse den Kieselsteinen, Pflanzen, Bächen und Seen widmete.
1840 fuhr auch Schirmer nach Italien und aquarellierte zauberhafte, lichthaltige Landschaften bei Rom. Doch in den Ölbildern verfiel er einer süßlichen Schönfärberei. Er zitierte klassische Kompositionen und gelangte zu einem fast schon langweiligen Romantizismus. Er gab den großen Nuancenreichtum zugunsten von Panoramen auf, die er immer wieder überarbeitete. Der flüchtige Natureindruck wich der kalkulierten Komposition.
Kurz vor seinem Tod wurden erste frühe Gemälde nach Amerika verschifft. Deutsche Auswanderer wollen ein Stück Heimat in der Ferne anschauen können.
Êin Sammelticket gibt es nicht, die Karten zu den einzelnen Ausstellungen kosten zwischen 2 und 5 Euro.