Dieter Nuhr hat bei Obama gutes Wetter bestellt

Der 48-jährige Ratinger tourt und hält selbst den Vergleich mit George Clooney aus.

Düsseldorf. Dieter Nuhr, so ist zu lesen und zu hören, kommt beim weiblichen Publikum besonders gut an. Sogar mit George Clooney, dem Frauenflüsterer vom Comer See, wurde der Comedy-Kabarettist schon verglichen.

Also nimmt "Mann" eine gute Freundin mit in die Düsseldorfer Tonhalle. So kann er - unmittelbar und live - erleben, inwieweit Image und Realität zusammenpassen.

Nuhr betritt in leger-löchrigen Jeans und schwarzem T-Shirt die Bühne, gefeiert vom ausverkauften Saal. "Er hat schon einen tollen Körper", entfährt es der Freundin. Joaaah, denkt ihr Sitznachbar, unsportlich scheint er tatsächlich nicht zu sein, das muss der Neid ihm lassen.

Natürlich beginnt er mit Obama: "Der Messias ist gekommen. Wer hätte gedacht, dass die Zeugen Jehovas Recht behalten würden?" Der zukünftige US-Präsident werde den Armen Brot geben, den Banken Geld und "ich habe auch schon besseres Wetter bei ihm bestellt", haucht Nuhr mit sonorer Stimme ins Mikro.

Ein verstohlener Blick nach rechts: Kaum zu glauben - der Typ ist erst wenige Sekunden auf der Bühne, schon zucken die Mundwinkel der Versuchsperson im Stakkato nach oben.

Dann knöpft sich der 48-Jährige das deutsche Fernsehen vor und erklärt den Jugendlichen im Publikum, wo sie den Sender Arte finden könnten, nämlich "kurz hinter RTL Shop". Die Freundin ist begeistert: "Schreib’ das auf", flüstert sie.

"Nuhr die Wahrheit" heißt das aktuelle Programm des Ratingers. Doch das gewaltige Thema der Überschrift bildet nur einen dünnen und zudem verschlungenen roten Faden in seinem Plauder-Monolog.

Von der Finanzkrise springt er zum Klimawandel und weiter zum religiösen Fundamentalismus, um plötzlich beim Tod und der Deutschen Bahn zu landen: "Ich glaube, dass die Bahn Leichen kauft und sie auf die Schienen legt, um ihre Verspätungen zu begründen."

So geht es rund zwei Stunden lang. Aus vielen Frauenkehlen kommt irgendwann nur noch ein Japsen - Lachen geht nicht mehr. Auch das männliche Zwerchfell freut sich über die Verschnaufpause im Foyer zur Halbzeit. Nuhr, das ist spätestens jetzt klar, bietet tolle Unterhaltung für beide Geschlechter.

Gegen Ende spricht der gelernte Lehrer, der für Düsseldorf die Schirmherrschaft über den Schulpreis unserer Zeitung übernommen hat, dann auch noch über Liebe und Partnerschaft - wenn auch ziemlich unromantisch: "Frauen sind doch desillusioniert; die wissen, dass Brad Pitt nicht zur Verfügung stand." Auch Dieter Nuhr ist nicht mehr zu haben - was für ein Glück für den Rest der Männerwelt.