Ein europäischer Komponist
Am Dienstag vor 250 Jahren starb der international gefeierte Georg Friedrich Händel hoch geehrt in London.
Düsseldorf. Die beiden Giganten der deutschen Barockmusik heißen Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel. Sie halten künstlerisch sehr viel voneinander. Doch Bach bleibt der zeitgenössische Ruhm auffällig verwehrt, während Händel internationale Erfolge feiert.
Bach, dessen Kunst der Polyphonie spätere Komponisten-Generationen beeinflusst, gilt am Ende seines Lebens als akademischer Anachronist, Händel, dessen Oeuvre zwar bis heute Bestand hat, aber die Musikgeschichte nur wenig beeinflusst, tritt auf dem Höhepunkt seines Ruhmes wohlhabend von der Weltbühne.
An einem Karsamstag-Morgen, am 14. April 1759, stirbt der bereits erblindete Komponist 74-jährig in seiner Londoner Wohnung. Am 20. April erfolgt die Beisetzung in der Westminster Abbey.
Die Engländer feiern "Handel" bis heute gerne als einen der Ihren, was daran liegen mag, dass Händel nicht nur seinen Lebensabend in London verbringt, sondern schon zuvor häufig in England gastiert und vielen seiner Opern und Oratorien (etwa "The Messiah") englischsprachige Texte zugrunde legt. Vorher lebte er u.a in Italien. Er gilt als erster wirklich europäischer Komponist.
Händel kommt 1685 in einer nicht besonders musikalischen Familie in Halle an der Saale zur Welt. Der Vater ist Leibarzt des Herzogs Johann Adolf I. von Sachsen-Weißenfels und zeigt sich nicht begeistert von den musikalischen Ambitionen des Sohnes.
Ausgerechnet der Herzog fördert das Talent des jungen Georg Friedrich, nachdem er den Buben an der Orgel hörte. Händel erhält Unterricht von einem Organisten der Stadt Halle, Friedrich Wilhelm Zachow, besucht die Lateinschule und studiert noch Jura.
Händels Genialität ist weniger greifbar als die eines Bach oder Beethoven. Bach hinterlässt Wunderwerke des Kontrapunkts, Beethoven führt die Gattung Symphonie zur Vollendung. Und Händel? Er punktet zunächst mit verschwenderischem Wohlklang. Ein paar Takte "Wassermusik", und die Welt scheint von Schönheit durchflutet. Händels Musik wirkt gediegen wie roter Samt.
Die Pracht passt zu den Porträtgemälden, auf denen Händel aussieht wie ein Barockfürst. Aber hinter der Oberfläche verbirgt sich ein kreativer Geist, der zwingender als jeder andere Komponist seiner Zeit Melodie und Harmonie zusammenführt. Kein Wunder, dass Händel der größte Arien-Komponist des Spätbarock ist. Es musste erst ein Mozart geboren werden, um Händel darin das Wasser zu reichen.