Intendantin Karin Beier geht nach Hamburg
Köln/Hamburg (dpa) - Die Erfolgsintendantin Karin Beier wechselt mit deutlicher Kritik an der Kölner Kulturpolitik an das Deutsche Schauspielhaus Hamburg.
Die 45-Jährige geht einerseits schweren Herzens, zeigte sich aber zugleich auch enttäuscht über mangelnde Unterstützung und Kommunikation seitens der Kölner Politik, wie aus einem internen Brief Beiers an ihre Mitarbeiter hervorgeht. Die gebürtige Kölnerin übernimmt die Leitung der größten deutschen Sprechbühne zur Spielzeit 2013/2014. Wann genau sie Köln verlässt, ist aber noch unklar, wie eine Schauspielhaus-Sprecherin der dpa sagte. Ihr Vertrag in der Domstadt läuft bis 2014.
Beier ist mehrfach ausgezeichnet worden und gilt aktuell als erfolgreichste Intendantin in Deutschland. Sie erwäge „unter rein künstlerischen Aspekten“, ob sie für die Spielzeit 2013/2014 sogar beide Häuser leite, sagte Schauspiel-Sprecherin Petra Franke. „Karin Beier wird auf jeden Fall noch zweieinhalb Jahre bis Ende der Spielzeit 2012/2013 in Köln bleiben, danach ist es offen.“
Beier wird die erste weibliche Intendantin am Hamburger Schauspielhaus - entsprechend groß war die Freude dort nach wochenlangem öffentlichen Werben. Sie sei eine „sehr gute Wahl“, sagte Interims-Intendant Jack Kurfess. „Ich finde es toll, wenn am Schauspielhaus nach 110 Jahren Männerherrschaft endlich eine Frau das Sagen hat.“ Und: „So wie sie das Kölner Schauspiel in kurzer Zeit ganz nach vorne gebracht hat, bin ich sicher, dass sie auch dem Schauspielhaus gut tun wird.“
Der Aufsichtsrat des Schauspielhauses hatte am Mittwoch beschlossen, Beier von der Spielzeit 2013/2014 an mit der künstlerischen Leitung des Hauses zu beauftragen. Der Vertrag soll nach der Bürgerschaftswahl in der Hansestadt, die am kommenden Sonntag stattfindet, unterzeichnet werden. Aus Ärger über die finanzielle Situation hatte Intendant Friedrich Schirmer im September seinen Rücktritt erklärt. „Sie ist eine großartige Theaterfrau“, sagte Schirmer nun über seine künftige Nachfolgerin.
Zunächst bleibt Beier aber noch in Köln. In dem Brief an die Mitarbeiter kritisiert sie: „Leicht (...) fällt es mir, den Ränkespielen einiger Herren in der Kölner Politik und Verwaltung den Rücken zu kehren“. Man habe ihr geradezu den „Roten Teppich für einen Abgang ausgerollt“. Der Brief sei durch eine Indiskretion an die Öffentlichkeit gelangt, sagte Franke. Die Intendantin selbst habe zugesagt, sich bis zum Vertragsabschluss nach den Hamburger Wahlen nicht öffentlich zu äußern.
Köln werde Beier keine Steine in den Weg legen, sagte Kölns Kulturdezernent Prof. Georg Quander der dpa. „Wir werden eine einvernehmliche und gütliche Einigung finden, allerdings müsste sich Frau Beier dazu auch erst mal gegenüber der Stadt erklären.“ Ihre Kritik an Zuschuss-Kürzungen sei „undifferenziert“, es handele sich um einen Ratsbeschluss, keine einsamen Entscheidungen „einiger Herren in Politik und Verwaltung“. Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) bedauerte den Wechsel: Natürlich hätten wir Karin Beier gerne hier in Köln gehalten.“