Interview: „Ich spüre Lust am Leben“
Zu seinem 80.Geburtstag am Mittwoch spricht Maximilian Schell über Heimat und seine weiteren Pläne.
Düsseldorf. Der Schauspieler und Oscar-Preisträger Maximilian Schell denkt nicht ans Aufhören. 60 Jahren hat er als Film- und Opernregisseur gearbeitet, als Dokumentarfilmer, Produzent, Musiker, Maler und Bühnenautor. Einen Namen gemacht hat sich Schell vor allem als Schauspieler. In einem seiner ersten großen Filme spielte er 1958 an der Seite von Marlon Brando.
Maximilian Schell: Man hat mich schon ein bisschen überreden müssen, den Tag so groß zu feiern, wie ich es jetzt tue - mit einem großen Fest in meiner Heimat Kärnten und einer Gala in Wien. Ich könnte auch ganz gut im kleinen Kreis auf meiner Alm feiern. Auf der anderen Seite freue ich mich natürlich auch. Wenn diese Feiern nicht wären, würde mir doch etwas fehlen.
Schell: Ich bin in der tollen Lage, all das, was mir am Herzen liegt, zu haben oder umsetzen zu können. Das, was mir wirklich wichtig ist, kommt in meinem Leben vor: die Kunst, interessante Menschen, das Leben, die Liebe. Es wäre schrecklich für mich, wenn mein Leben oberflächlich wäre.
Schell: Es schmeichelt natürlich, wenn das, was man tut, anerkannt wird. Doch zum Leben gehören auch Misserfolge. Über sie zu reden bereitet mir heute keine Probleme mehr - man kann sogar gemeinsam mit Freunden herzhaft darüber lachen - im Nachhinein versteht sich.
Den Begriff Lebenswerk finde ich übrigens nicht besonders glücklich gewählt. Das klingt wie der Vorläufer vom Tod. Und das ist es nicht, was ich fühle. Ich spüre Lust am Leben.
Schell: Nein. Ich bin ständig in Beschäftigung. Seit einiger Zeit arbeite ich an meinem Buch mit dem Titel "Ich fliege über dunkle Täler". Ich erzähle Geschichten, die ich in all den Jahren gesammelt habe. Eigentlich sollte das Buch zum 80. Geburtstag fertig sein. Aber es wird hoffentlich nicht mehr lange dauern. Und ich freue mich darauf, weil viele Erinnerungen zwischen den Buchdeckeln stecken.
Schell: Mein Freund Gregory Peck hat einmal gesagt, als Schauspieler kommt man in ein Alter, da werden einem anstelle von Rollen nur noch Reden angeboten. Das stimmt wirklich. Aber ich habe so viele Ideen in meinem Kop, die ich umsetzen möchte, dass es mir nicht langweilig wird. Ich bin mein eigener Auftraggeber. Der Arbeitsschwerpunkt ist dabei aber hinter der Kamera.
Schell: Das große Vorhaben, in das ich mein Herz und viel Energie stecke, ist das Filmprojekt "Beethoven und Napoleon - Genie und Wahnsinn". Es ist ein Historiendrama über den Komponisten Ludwig van Beethoven und dessen Auseinandersetzung mit Napoleon.
Ein wunderbarer Stoff, in dem so viel steckt. Die beiden haben sich ja nie getroffen. Aber allein die Vorstellung, wie sie miteinander umgegangen wären, das ist spannend und trägt wahre Tragödie in sich.
Schell: Ich arbeite schon seit Jahren daran - die Idee lässt mich nicht mehr los. Das Drehbuch ist fertig, ich übernehme die Regie. Drehen würde ich den Film gerne mit Hollywoodschauspielern, in der Hauptrolle hätte ich am liebsten Johnny Depp. Aber ich bin noch auf der Suche nach einem Produzenten. Und das ist ein schwieriges Geschäft.
Schell: Ich habe es genossen, auf der ganzen Welt zuhause zu sein. Jeder Ort war einzigartig, weil ich spannende Menschen kennengelernt habe. Je älter ich aber werde, desto wichtiger wird für mich die Alm in Kärnten. Hier habe ich meine Kindheit verbracht, hier habe viel Glück erlebt. Die Alm ist einer meiner Ankerpunkte.